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Mittwoch, 21. Mai 2008

Vorstellung/ Isabel Herling/ Venedig - Assoziationen

Venedig-Assoziationen 11.04.08

Venedig …
… krieg ich nicht auseinandergefaltet. Es plätschert und panscht und bei all dem Wasser habe ich nur Platz für eine Brücke aus altem bröseligen Stein an die es – das Wasser – sein Lichtreflexspiel werfen kann, an einem sonnigen Tag. Kleine Boote und Gondeln runksen sich an, schaukeln gemächlich am Rand. In einem steht ein junger Mann in stilvollen barocken? Kleidern mit Rüschen und auf Taille geschnitten. Galant reicht er seine Hand einer Dame im weiten Gewand die ihm die ihre entgegen streckt und unsicher ins Boot gelangt. Im Schatten der Häuserzeile verschwindet eine schwarze Katze. Gelächter von der Brücke her, verschieden kostümierte Gestalten oder sind es doch nur Touristen? laufen bleiben stehen laufen und schreien sich an. Hellblauer Himmel über strahlender Architektur die hinter den engen dreckigen Gassen hervorschaut, bereit für die Präsentation. Menschen stehen Schlange. Menschen machen Fotos. Bewegen sich in bunten Grüppchen und viel zu viele und laut Programm durch eine Venedig-Kulisse. Ein Flugzeug fliegt quer durchs Bild, kurz sehe ich noch Mirko Nontschew mit vom Körper weggestreckten Gliedmaßen herausspringen und alles als Werbeplakat markieren.
Jetzt ist es ein Knüllpapier, dabei hätte es eine Postkarte werden können vielleicht sogar eine rissige Leinwand und gerahmt, später dachte ich an einen Stadtplan, kurz war es ein Papierboot. Jetzt treibt es im Wasser und löst auf.

Sonntag, 18. Mai 2008

Vorstellung/ Sina Bengsch/ Erste Gedanken

Welche allgemeinen Vorstellungen verbinden Sie mit der Stadt Venedig?

Wenn ich an die Stadt Venedig denke, denke ich in erster Linie an eine Stadt im Wasser, die auf Pfählen erbaut wurde. Diese Holzpfähle stehen im Wasser und fangen an sich zu zersetzen.
Das Stadtbild ist geprägt durch Wasserkanäle und viele Brücken. Auf den Wasserstraßen sind Boote und kleine Gondeln, die von Gondoliere, in blau weiß gestreiften Hemden und mit einem Strohhut, gesteuert werden, unterwegs. Mir kommen auch Bilder von Treppen die ins Wasser reichen und blau, grüne Pfähle die aus dem Wasser herausragen ein, in den Sinn.
Ich war einen Tag in Venedig und in Erinnerung ist mir vor allem der geflügelte Markuslöwe, der auf einer Säule auf dem Markusplatz steht, geblieben. Er trohnt anmutig über dem Platz, so als würde er über alles wachen.
Mit Venedig verbinde ich ebenfalls den Karneval und die vielen bunten Masken. Ich stelle mir vor, wie die Menschen in Kostümen gekleidet und die Gesichter hinter einer Maske versteckt durch die Gassen strömen und ausgelassen feiern. Außerdem fällt mir der Name Casanova ein, wenn ich an Venedig denke. Daraufhin muss ich an Venedig die Stadt der Liebe denken. Viele Pärchen verbringen ihre Flitterwochen oder einen Urlaub in Venedig und unternehmen eine romantische Gondelfahrt.
Es fallen mir auch viele Vorurteile gegenüber Venedig ein, wie zum Beispiel, das es in Venedig übel riecht oder das Venedig bald im Wasser versinkt.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Vorstellung/ Svenja Wolff/ Erste Assoziationen

Das erste, was mir in den Sinn kommt, wenn ich an Venedig denke, ist Wasser. Das ist wohl nicht so weit her geholt. Ich denke an moosig grünes Wasser, an Nebel und an Pfützen.

Ich habe diese vage Kindheitserinnerung. Als ich ungefähr 6 Jahre alt war, machten meine Eltern mit mir und meinen Schwestern von Österreich aus einen Tagesausflug nach Venedig. Wir sind Gondel gefahren. Ich sehe noch vor mir, wie die Gemäuer, dort, wo sie in den engen Gassen auf das Wasser trafen, Moos ansetzten.

Das zweite, was mir lebhaft in Erinnerung ist, ist eine riesige Piazza mit den größten Pfützen, die ich je gesehen hatte, und Unmengen von Tauben. Was gäbe es Spannenderes für ein sechsjähriges Kind! Meine Schwestern und ich sprangen durch die kleinen Seen, spritzten herum und jagten grau gefiederte Schwärme, die sich kaum bequemten, hinfort zu fliegen.

Das letzte, was mir in Erinnerung geblieben ist, steht heute noch im Hause meiner Eltern auf einem Regal, ganz oben, ganz verstaubt. Es handelt sich um die damaligen Objekte unserer Begierde, die unsere Eltern uns nach einigem Quengeln gütigerweise kauften: kleine bunte Tierchen aus Glas. Ich hatte 7 kleine Kraken, eine ist auf der Heimreise kaputt gegangen.
Dies ist mein persönliches Bild von Venedig. Ein verblasstes, löcheriges und doch zauberhaftes.

Andere Menschen hörte ich meistens folgendes über Venedig sagen: Dass die Gondelfahrten unbezahlbar teuer geworden sind. Dass die Stadt irgendwann im Meer versinken wird. Dass sie märchenhaft schön ist, doch wenn man genauer hinschaue, sei sie ganz schön gammelig. Entspricht das dem allgemeinen Bild von Venedig? Ich hoffe nicht.

Was ich mir heute vorstelle, wenn ich an Venedig denke - meine Wunschvorstellung gewissermaßen - sind enge Gassen, in denen man verloren geht und in denen man an jeder Ecke auf etwas Unverhofftes stoßen kann. Auf kleine altertümliche Schätze -alte Fresken oder Reliefs in den Gemäuern zum Beispiel, oder ein altes Weib, das vor seiner Haustür sitzt und den Morgen genießt, verwitternde Skulpturen oder eine von außen kaum ersichtliche Kapelle. Alles ist ein bisschen abgenutzt. Ich stelle mir kleine Cafes vor, mit rotweiß karierten Tischdecken und gutem Espresso. Boote und Gondeln, und wie ich die Füße vom Kai aus ins Wasser baumeln lassen kann. Doch je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich mir wie ein romantisierender Tourist vor, umso ferner wird mir die Stadt.

Die Kunst? Wo bleibt die Kunst in meiner Vorstellung? Noch ist sie kaum existent, denn als Kind habe ich sie nicht wahrgenommen. Mir kommen byzantinische Mosaike in den Kopf, kolossale Renaissancebauten, riesige Basilika, mit orientalischen Einflüssen. Malereien mit Fluchtpunktperspekive, Säle und Tempel, akribische Stofflichkeit im Faltenwurf der Gewänder anmutender Gestalten.

Die Gemälde und Bauten - ich kenne sie nur aus Büchern; sie lassen in mir ein Bild von längst vergangenem Reichtum und Blüte entstehen, die auch heute noch glänzen und schimmern, in einer ansonsten moosig grünen, abgenutzten, alten Stadt.

Montag, 12. Mai 2008

Vorstellung/ Hanna Breinlinger/ Venedig-Bilder

Hanna Breinlinger (April 08)


Venedig-Vorstellungen/Venedig-Bilder


Ende September/Anfang Oktober des letzten Jahres habe ich 10 Tage in Venedig verbracht & dort viele spezielle & persönliche Bilder gesammelt – deshalb fällt es mir nun etwas schwer, über allgemeine Bilder nachzudenken. Ich muss also in die Zeit vor dieser Reise zurückgehen und mich fragen, welche Vorstellungen ich damals von Venedig hatte.
Oder überlegen: welche der gesammelten Bilder sind eher allgemein(gültig)?
Venedig ist im Allgemeinen wohl das, was man von Postkarten-Motiven kennt: blauer Himmel, türkisfarbene Lagunen-Kanäle, schwarzlackierte Gondeln, die von stroh-behuteten Gondolieri kunstvoll gesteuert werden. Die Passagiere sitzen in gepolsterten Stühlen & werden von Live-Musikern begleitet, wenn ihr Budget es erlaubt.
Rechts & links der Kanäle, vornehmlich des Canale Grande, erheben sich die Palazzi aus dem Wasser der Lagune. Es sind prächtige Bauten, die den Charme des Altertümlichen verströhmen.
Putz blättert ab, je weiter unten, desto mehr, denn das Wasser knabbert langsam aber unaufhörlich an der Stadt.
Venedig, das bedeutet auch Untergangs-Szenarien: wie lange wird Venedig noch stehen? Wann siegen Wind, Wetter & Wasser und erobern sich das eigentlich unbebaubare Terrain zurück? Welche neuen Pläne gibt es, die Stadt zu retten? Wird ein Millionen verschlingendes Schleusen-System gebaut, um die Lagune vor den Launen des Meeres zu schützen?
Diese Vorhaben muten nach wie vor abstrakt an, auch wenn der Klimawandel & der Anstieg des Meeresspiegels momentan in aller Munde sind.
Venedig selbst ist so abstrakt, dass auch sein möglicher Untergang es bleibt. Abstrakt im Sinne von unfassbar: eine Stadt, die im Wasser steht? Das glaube ich erst, wenn ich es selbst gesehen habe ...
Für mich wird Venedig immer von einem Hauch des Unrealen umweht – der Standort & die Schönheit sind so außergewöhnlich, dass die Stadt mir vorkommt wie ein einziges Traumgebilde.
Das geht mir immer noch so, obwohl ich nun einige Tage dort verbracht habe. Aber Venedig unterscheidet sich so grundlegend von Hildesheim (und dem Rest von Deutschland, Europa & der Welt – trotz Hamburg, das ja noch mehr Brücken haben soll, Amsterdam, wo es auch viele Kanäle gibt, oder Venice in Los Angeles, das nur eine billige Kopie ist), dass ich, zurückgekehrt, fast nicht mehr glauben kann, dort gewesen zu sein.
Aber zurück zu den allgemeinen Venedig-Bildern: der Markusplatz gehört natürlich dazu, ob nun überflutet von Wasser, oder von Menschen & Tauben. Was gibt es in Venedig mehr, Tauben oder Touristen? & was ist die größere Plage? Tauben werden auch die Ratten der Lüfte genannt, doch auf dem Markusplatz sind sie längst etabliert, werden gefüttert & fotografiert, gehören fest zum Stadtbild. Ich empfinde eher die Touristen als Plage – obwohl ich selbst einer bin. Wahrscheinlich ärgert sich jeder Angereiste (& Anwohner) über das Gedränge in den engen Gassen, vor allem zur Hochsaison - aber jeder einzelne Tourist ist ein eingedrungenes Steinchen in diesem ewig wimmelnden Mosaik.
Aber ich war doch wenigstens als Quality-Tourist unterwegs ... ich habe in einer Wohnung gewohnt, habe alle Stadtteile Venedigs aufgesucht, nicht nur den Markusplatz, die Shopping-Gassen um ihn herum, den Canale Grande & die Rialto-Brücke ... ich bin mit dem Zug gekommen, nicht mit einem Billigflieger, oder einem Ozean-Kreuzer, der bis vor den Markusplatz fahren darf & die ganze Stadt zu überragen scheint ... ich war nicht nur 2 Tage dort, sondern 10, und konnte so einen Eindruck vom every-day-life der Einwohner gewinnen ... ich habe das Boot gesehen, das die Verstorbenen aus dem Hospitale zur Friedhofsinsel bringt, oder ein Motorboot, das den Hotels das Klopapier anliefert - nicht bloß die schwarz lackierten Gondeln, auf denen kleine Opern inszeniert werden ...
Trotzdem, ich weiß den Namen des Kanals nicht mehr, an dem wir neben überwiegend Einheimischen einen Kaffee getrunken haben ... auch nach 10 Tagen bleibt Venedig mir fremd ...
Aber meine Liebe zu dieser Stadt ist weiter gewachsen. Und so freue ich mich darauf, bald zurückzukehren, & das Geheimnis dieses merkwürdigen aber realen Traumgebildes weiter zu ergründen.
Gibt es ein reales oder imaginiertes Bild, das meine Vorstellungen von Venedig treffend wiedergibt?
Ein solches Bild fällt mir spontan nicht ein. Ein gemaltes schon gar nicht, da ich nicht viel Gemälde von Venedig kenne, & wenn, dann nur „alte Schinken“, mit denen ich mich in der Regel nicht identifizieren kann. Fotos hingegen habe ich unzählige gesehen, aber keines ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Auf die Kitschigen habe ich nur einen kurzen Blick geworfen, weil sie nichts Neues zu bieten haben. Die Kunstvolleren sind interessanter, da sie neue Perspektiven zeigen, oder Details erfassen, die sonst untergehen. Aber da ich nun so viel von Venedig gesehen habe, reicht ein Detail mir nicht aus, um die Stadt in ihrer Vielschichtigkeit wieder zu geben. Und Allgemeingültigkeit ist in einem Detail nur schwer zu bündeln.
Natürlich habe ich auch selbst Fotos von Venedig gemacht. Oder besser gesagt: 'in' Venedig. Denn auch mir ist kein Bild gelungen, das mir alleine ausreichen würde.
Es gibt aber das ein und andere Lieblingsbild: zum Beispiel ein paar Häuser, die auf dem Kopf zu stehen scheinen – an einigen verwellten Linien erkennt man jedoch, dass es sich um Spiegelungen in einem Kanal handelt. Oder das Bild eines marmornen geflügelten Löwen, dem Wappentier der Stadt, der seinen schweren Kopf müde auf seine starken Pranken gelegt hat, & dessen Augen leidvoll zum Himmel schauen.
Ob er sich wünscht, dass seine Flügel seinen massigen Körper davon tragen mögen, damit er dem Ansturm der Touristen entkommen kann? Er bewacht in einer der unzähligen Kirchen Venedigs das Grab eines großen Malers – doch auch hier herrscht keine Ruhe. Auch hier drängen sich die Touristen & ihre Kameras blitzen grell ins Dunkel der Kirche. Die Namen von Kirche & Künstler sind mir wieder entfallen, aber den Namen der Stadt vergesse ich nie: Venedig - Venice - Venezia!




Samstag, 10. Mai 2008

Vorstellung/ Marion Starke/ Lagunenstadt

Lagunenstadt

Frankreich, Österreich, Italien.

Farbige Märkte – “Traurige” Gondeln.

Tausende Tauben – Millionen Touristen.

Heilige Stätten – Farbenprächtiger Karneval.

Mamorsäulen – Faulende Fassaden.

Venedig. Stadt im Wasser.


Mit seinen zahlreichen Palästen und Villen venezianischer Adelsfamilien, sowie prunkvollen Kirchen, als auch reich ausgestatteten Museen ist Venedig ein Touristenmagnet. Selbst Kreuzfahrtschiffe haben jüngst die Erlaubnis erhalten zahlreichen Reisenden das Tagesziel Venedig anzubieten.

In den Sommermonaten scheint die Stadt unter den Millionen Füßen der Touristen immer tiefer zu sinken, so dass die kuriosesten Ideen Einzug in Venedigs Stadtpolitik erhalten (Bsp.: Bau von 78 Stahltoren, die bei Hochwasser vor den “Durchgängen” der venezianischen Inseln die Stadt schützen sollen und die Anhebung der Stadt um ca. einen Meter mithilfe von Hydraulikpumpen).

Das Wasser ist in Venedig allgegenwärtig und verleiht der Stadt Zauber und Poesie. Anstelle von Autos bewegt man sich in der italienischen Lagunenstadt mithilfe von Gondels, Valporettos oder zu Fuß fort. Rund 400 Brücken verbinden die 118 Inseln des historischen Stadtkerns von Venedig miteinander; ca. 180 Kanäle durchziehen die Altstadt.


Venedig hat ein eigenes Tempo: Viele Museen, Theater und Galerien bieten ein ausgedehntes Programm an, das Menschenmassen in Warteschlangen bannt. Stets muss man sich auf seinen Weg in unzähligen schmalen Gassen durch Touristen und Tauben bahnen.

Venedig hat eine eigene Atmosphäre: Während des Karnevals herrscht ein buntes und lautes Treiben auf den Plätzen Venedigs. Das ganze Jahr über bringen hunderte Paare, die sich das Jawort auf der berühmten Rialto-Brücke geben, eine romantische Note in die Stadt. Erst im Inneren einzelner Gebäude entdeckt man Bilder venezianischer Maler wie Tintoretto, unter anderem das größte Ölbild der Welt.

Vorstellung/ Nora Neuhaus/ Venedig, erster Eindruck

Venedig, erster Eindruck

Ich war schon in Venedig. Aber ich habe immer lieber von den Nachtzugreisen hin und zurück erzählt. Solche Reisegeschichten, in denen die Begegnung mit Menschen die Hauptrolle spielt, wir sind nachts durch die Alpen gefahren und hatten keine Pässe dabei, dafür aber etwas zu trinken, haben Amerikaner und Italiener kenengelernt.
Von Venedig zu erzählen ist schwieriger. Für mich war Venedig am Morgen au den Stufen vom Bahnhof Santa Lucia ungreifbar und erschreckend wie eine animierte Leinwand.
Fremd und müde wollte ich die Schönheit der „schönsten Stadt der Welt“ nicht akzeptieren.
Da war kein Eingang zum Bild zu finden sondern nur ein Platz in der Sonne, Menschen und Tauben, Kanal, und dahinter reiht sich Palast an Palast, lückenlos, täuschend echt. Man tritt in eine Art Filmkulisse ein, das Setting kommt einem bekannt vor, aber vielleicht ist es eher Paris oder Amerika und nebenan liegt das Schloss von Cinderella? Können hier Geschichten stattfinden, passiert hier was oder kann man nur mit den vielen anderen auch ehrfürchtig durch die Kulisse laufen?
Kitsch, Kunstwerk und Stadt sind fest verklebt. Im schlechtesten Fall kommt man keinen Schritt weiter in der zähen Klebemasse. Es gibt bekannte Tricks um endlich dahinter zu kommen: Markusplatz nur fünf Uhr morgens.. Aber ob man sich mit den Menschenmassen über die Brücken schiebt oder am äußersten Rand der Stadt mit vermeintlich echten Venezianern zusammen einen Espresso trinkt ist gar nicht so wichtig, „es ist alles Venedig!“ Im besten Fall sieht man vielleicht das Gesamtkunstwerk noch erweitert um eine surreale Perspektive. Ein pulsierender Cinecitta- Körper mit kollabierenden Touristen, die Häuser haben zwar eine Rückseite, vielleicht aber keine Kanalisation. Es wird spannend.

Freitag, 9. Mai 2008

Vorstellung/Juliane Link/ Assoziationen zu Venedig

Assoziationen zu Venedig

Mein Bild von Venedig ist ambivalent, voller Widersprüche.

Da ist die Schönheit Venedigs, seine Prachtbauten im Sonnenlicht, seine unzähligen Brücken, engen Gassen, dann wieder weite Plätze, südliches Flair.

Die Stadt ein magischer Anziehungspunkt, ein Ort für Reisende, Suchende, zugleich die Frage danach, in wieweit das nicht alles nur Kulisse ist, Fassade, eine Projektionsfläche für Fantasien und Träume, eine Leerstelle, seltsam aufgeladen.

Venedig, die Stadt der Liebe, der Romantik, der Gondeln im Mondschein, laue Nächte, nah am Kitsch und doch voller Charme, dem ich erliegen möchte, damit ich nicht über Authentizität nachdenken muss, über die Frage nach der Vermarktung, nach der Vereinnahmung, nach dem Tourismusboom.

Davor graut es mir, vor billigen Postkarten und kitschigen Souvenirläden, Touristenschwärmen, überfütterten Tauben, überteuertem Kaffee, Rosenverkäufern, Schwarzmarkt auf den Brücken, vor diesen Menschenmassen, die ein Foto machen, nichts begreifen, wieder gehen, davor mich nicht wirklich ausnehmen zu können, wenn ich auch als Tourist komme.

Venedig, die Stadt, die dem Untergang geweiht ist, die langsam versinkt. Überall Verfall, ein stiller Niedergang, Feuchtigkeit, morbides Gemäuer, Hitze, Schmutz, Taubendreck überall, ein Gewirr aus Gassen, Enge, all das plötzlich vielmehr bedrückend als romantisch. Todessehnsucht, Dekadenz, Fin-de-Siècle-Stimmung, Schwermut, ich denke an Thomas Mann, Donna Leon, nirgendwo scheint der Tod angebrachter als hier.

Dann die Wahrzeichen der Stadt, Dogenpalast, Markusdom, Campanile..

Der Canal Grande, Lichtspiegelungen auf dem Wasser, die Lagune, Meeresgerüche, das alles ein dichtes Gewebe von Eindrücken, Erinnerungen, Stimmungen, Postkartensujets, die miteinander verschmelzen. Für mich ergibt sich daraus kein eindeutiges Bild, mehr ein Fotoalbum, eine Sammlung ganz unterschiedlicher Bilder, die doch alle irgendwie für diese Stadt stehen: Venedig.

Montag, 5. Mai 2008

Venedig/Vorstellung/Janina Rohlik/ Venedig - Assoziationen

Venedig ist in meinem Kopf: laut, voll von Tauben und Menschen, die meisten davon Tourist_innen, schmutzig und dazwischen schillernd, behaftet mit allzu vielen Bildern, allzu vielen gemachten Vorstellungen. Von Romantik, von Geheimnisvollem; auch von Kunst…

Was verbirgt sich hinter diesen Gedankenbildern, was ist ihr Kern?
Sind die Tauben und Tourist_innen tatsächlich so zahlreich und warum?
Woher kommen diese vielen Vorstellungen, die Venedig-Bilder in meinem Kopf, im Kopf einer Person also, die noch nie in Italien, noch nie in Venedig war.
Ich muss an Brinkmanns „Rom, Blicke“ denken und daran, dass ich, als ich über Venedig nachdachte, ein paar Augenblicke fest davon überzeugt war, es handele sich um einen Text über Venedig.
Brinkmanns Rom verschwimmt mir mit einem imaginierten Venedig und ich frage mich, ob sich die beiden so berühmten italienischen Städte wohl gleichen, oder ob sich da ein bloßer Mechanismus von Vorurteils- und Klischee-Reproduktion in mir abspielt; italienische Städte eben.

Venedig scheint für mich noch dünn wie ein seidenes Tuch, das nicht viel hergibt für Vorstellungen, die etwas mehr Tiefgang besitzen als Bilder von Gondeln, buntbemalten Masken, mit Regenschirmen angeführten Tourist_innengruppen. Aber unter dieser dünnen Oberfläche verbergen sich weitere Schichten, die an der einen oder anderen Stelle auch schon durch die seidene Verkleidung schimmern mögen. Wenig, das von der Lebenswirklichkeit der Venezianer_innen in das Venedig der Tourist_innen vordringt. Etwas Schmutz vielleicht, ein paar bettelnde Kinder. (Ich denke an die „Zigeunerinnen“ und ihre kleinen Kinder vor der Alhambra in Granada in Spanien. Ein allgemeines Symbiose-Phänomen: Tourist_innen und Bettler_innen.)

Und was macht die Kunst in alledem?
In meiner Vorstellung ist der Kern Venedigs ein Raum, der kein allgemeiner Lebensraum für alle mehr ist, der zu teuer für eine durchschnittliche Stadtbewohnerin ist, zu überlaufen für einen, der einfach nur in Venedig leben möchte.
Und die Kunst, was spielt sie darin für eine Rolle?
Wo sie ist, wo sie zu einem Stück Geschichte erklärt wurde und wird, wo sie erkannt und anerkannt wird, da wird sie zur Marke touristischen Raumes, der nur Nischen-Platz für das andere Venedig lässt (die Symbiosen-Nische).
Aber ist das alle Kunst?
Wo verbirgt sich die Art von Kunst, die nicht verdrängt? Und wann verdrängt Kunst, wann öffnet sie Räume?

Was meine noch vagen Vorstellungen wohl am treffendsten zum Ausdruck bringt, ist ein Bild, das von Ambivalenzen geprägt ist:
Ein weiter Platz, ein prunkvolles berühmtes Gebäude, bestaunt von vielen Reisegruppen, die ihre Fotoapparate zücken, an Cafétischen sitzen und die Eis- und Pizzabestellungen hemmungslos auf deutsch oder englisch tätigen, während sie in ihren Reiseführern blättern, um herauszufinden, welche Sehenswürdigkeiten noch zu besichtigen sind vor dem Abendessen.
Dazwischen vielleicht ein paar bettelnde Kinder, Frauen oder auch Männer; diese aber nur sehr jung oder älter schon.
Auf dem Platz steht ein Geigenspieler und ein Rosenverkäufer zieht seine Runden. Und die Menschen in den Reisegruppen baden sich in dem wohligen Gefühl, keinen banalen Italien-Strandurlaub zu machen, sondern Kunst und Kultur „live zu erleben“. Denn damit warb ja das Reisebüro.

Mittwoch, 30. April 2008

Venedig/ Vorstellung/ Katharina Stockmann/ Ein Bild von Venedig

Ein Bild von Venedig kann man hier in Paris zum Beispiel im Louvre finden. Geradeaus an der Mona Lisa vorbei in einem Nebenraum auf der rechten Seite hängt der „Blick auf San Marco“ eines Malers, der passenderweise Antonio Canal oder Canaletto heißt.

Die Stadtansicht entspricht ziemlich genau den Vorstellungen, die ich von Venedig habe, wahrscheinlich gerade deshalb, weil ich noch nie da war.

Der Blick auf Venedig geht von einer glatten Wasserfläche mit glitzernden Lichtreflexen aus. Im Vordergrund sind mehrere kleine Boote zu sehen, auf denen Männer mit roten Mützen und braunen Westen rudern, Seile festzurren und miteinander diskutieren. Eine Venezianerin wird auf einer Gondel vorbeigefahren. Andere Gondeln sind entlang des Ufers festgemacht. Eine ist besonders groß und nicht schwarz, sondern golden, wahrscheinlich die des Dogen von Venedig. Den Hintergrund bildet die Silhouette der Stadt mit dem Glockenturm der Markuskirche, dem Markusplatz und dem Dogenpalast, der sich rosa vor den ansonsten grau-blauen Farben des Gemäldes abhebt.

Über der gesamten Komposition hängt ein feiner gräulich-weißer Dunstschleier, der sich in Nebelwolken vor dem blauen Himmel fortsetzt.

Canalettos Auftraggeber, wahrscheinlich englische Touristen, hatten sich wohl ein Bild gewünscht, dass alle Elemente versammelt, die als typisch für Venedig gelten. So unterscheidet sich das Gemälde kaum von Abbildungen heutiger Postkarten und Reisekataloge.

Viel Wasser und damit auch Kanäle, Gondeln und Brücken sind auch das erste, was mir einfällt, wenn ich an Venedig denke. Allerdings verbinde ich mit der Lage der Stadt in der Lagune auch, dass es Überschwemmungen gibt, eine hohe Luftfeuchtigkeit, Schwüle, Nebel und unangenehme Gerüche. Immer wieder kann man auch lesen, dass Venedig eines Tages ganz in der Lagune versinken wird.

Vielleicht ist es gerade ihr möglicher Untergang, der die Stadt so geheimnisvoll macht. Sie scheint eine besondere Wirkung auf jeden zu haben, der sie besucht. In Thomas Manns Erzählung „Der Tod in Venedig“ wird ein alternder Dichter auf einer Reise in die Lagunenstadt plötzlich heftig wie nie von verzehrender Leidenschaft gepackt. Venedig gilt als romantisch und deshalb auch als klassisches Ziel für Hochzeitspaare in den Flitterwochen.

Nicht zuletzt ist es natürlich die Kunst, die die Stadt so berühmt macht. Maler wie Tizian und Tintoretto waren vor allem für die besonderen Farben ihrer Gemälde bekannt. Im nächsten Jahr findet wieder die Biennale von Venedig statt. Sie sorgt dafür, dass auch im 21. Jahrhundert neue Bilder der Lagunenstadt entstehen. Wie zum Beispiel die Fotos, die die Aktion „Nellanutella“ der Künstlergruppe Gelitin dokumentieren. Vor den Häusern und Brücken der Stadt stürzen sich die vier Österreicher auf unterschiedlichste Weise in das trübe Wasser der Kanäle und machen aus der Postkartenansicht eine Slapstickkomödie.

Montag, 28. April 2008

Venedig/ Vorstellungen/ Kay Steinke/ Venedig hat seinen Untergang verpasst

Venedig hat seinen Untergang verpasst//

1. Venedig hat seinen Untergang verpasst. Wäre es nach der Blüte versunken, würde es einen Mythos an der adriatischen Küste geben. Die Pfahlfundamenten verfaulten zu langsam. Dem Touristen bleibt der Anblick einer siechender Handelsmacht, fauliger Geruch aus den Kanälen, tizianrote Häuserfassaden & die Biennale.

2. Venedig ist ein Kassel mit Geschichte & schöner Lage. Beide Städte sollten kooperieren. Kassel legt künstliche Seen an (Wasser für den bürgerlichen Geschmack) & Venedig versucht Land aus dem Meer zu gewinnen (Lebensraum für die Einwohner & Flughäfen). Eine Pipeline zwischen Venedig & Kassel könnte die deutsch-venezianische Freundschaft fördern.

3. Das Klima in Venedig ist gemäßigt mediterran. Nordeuropäer sollten in Shorts von Hedonist & Brillen von shuttershades gondeln. Girlz in der „vogelhochzeit“ -collection von c.neeon. Der Sound für eine Stadtrundfahrt ist Italo-Minimal-Tekkno (made in Moabit) oder der Soundtrack vom letzten Bond, der die ambivalente (& medialinszenierte) Schönheit Venedigs auf den Punkt bringt: romantisch-fragile Architektur & die untersten Stockwerke voll Wasser (sollte man meiden, sonst wird man verschüttet, wie Bond´s girl).

4. Assoziation: Medievil Total War (Hardcore-Gamer Knowledge?): Wenn man mit den Byzantinern spielt, erklärt der Doge einem den Krieg! Die Kreuzzüge führen nach Antiochia & Tripolis.