Posts mit dem Label Nora Neuhaus werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Nora Neuhaus werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 16. Juni 2008

Venedig von innen nach außen/noch fragmentarischer Textentwurf

Hier ein erster noch fragmentarischer Textentwurf von mir, ich habe mich letzten Endes doch für das Dogenpalastthema entschieden und stecke noch mittendrin und am einigermaßen am Anfang- ich hoffe ihr könnt etwas damit anfangen, ich habe eine grobe Gliederung gemacht, die weiter erweitert werden wird..:

Venedig von Innen nach Außen – das schwere Herz in der leichten Stadt oder der Bildspeicher und der freie Blick – Venedig in schwarz und weiß- ein Essay

Der Dogenpalast als subjektives und objektives Inneres der Stadt

Venedig von innen . Nicht die Straßen von Venedig, die in der grellen Sonne weiß leuchtende Stadt mit den Marmorfassaden, den Postkartenansichten von den Campi und der berühmten Piazza. Man stelle sich eine Innenseite der Fassadenstadt vor. Die Venedig-Box. Das Negativ. Die Innenaufnahme. Der Raum, der mit seiner inneren und der in ihn eingeschriebenen Geschichte dem äußeren Stadtbild ebenbürtig wäre.

Die innerste Schaltzentrale des historischen Venedig war der Palazzo Ducale. Zur Blütezeit des Stadtstaates war er der Mittelpunkt eines nach allen erdenklichen Richtungen des Staatswesens arbeitenden kinetischen Gesamtkunstwerks. Wirtschaft, Flotte, Verwaltungsstaat, immer aber auch die Kunst blühten in der Stadt auf dem Wasser. Venedig als Löwe mit Flügeln, der sich aus dem Wasser in den Himmel streckt „Venetia città nobilissima et singolare“. Dieses Selbstbild schrieb sich die Stadt wiederum selbst in ihre innersten Hallen ein. Die Säle des Dogenpalastes sind ausgemalt mit Bildern zur Geschichte, Ruhm und Idealen der Stadt. Alle die Schätze von draußen sind hier reingetragen worden, die Kunst auch, und die Menschen haben sich versammelt um über das Schicksal der Stadt zu entscheiden. Säle, Schatzkammern, Dunkelkammern.

Eine neue Bilderfahrung, diese Kammer. Eingeschlossen in einem unendlich vielfältigen Kokon aus künstlichen, gestalteten Materialien. Der Weg durch den Dogenpalast ist auch nicht klar, man kommt durch einen festen Eingang hinein und einen anderen wieder heraus, die Wege der Gäste werden aber neu bestimmt, die Museumswächter sind Festhaltepunkte in einer Route, die verlegt, je nach Ziel unterschiedlich fortgesetzt wird, der gerade Rückzugsweg ist nicht möglich.

Als Kokon für den Besucher, der als Angeklagter hier herein kam gefährlich, er konnte als Kellerassel wie als Schmetterling enden.

In der Funktionszeit des Dogenpalastes ließ einen dieses Gehäuse nicht einfach wieder los ins Freie.

Man trat zusammen zu einer Entscheidung.

Gestaltung bis in die Unendlichkeit eines Ornaments. Der Fußboden auf dem ich stehe, die Wände, die mich umgeben und die Decke über meinem Kopf. Dieser Saal ist eine Umwelt, die aus gestalteter Geschichte besteht. Das was mich unmittelbar umgibt, will ich wenigstens verstehen können. Die unmittelbare Frage ist, wer hat darin gelebt, was war die Wahrheit vor dem Museum?

Eine Frage, die zu beantworten ist. Erstmal. Die Politik.

Sala del Maggior Consiglio. (Stranger in paradise-Arbeitstitel)

Genauere Untersuchung eines Saales, das „Bildprogramm“ im Zusammenhang mit den Funktionen - mein Saal ist die „Sala del Maggior Consiglio”

Der Saal von Venedig, ein großes Bildgefängnis?

Die vergoldeten Rahmen schlingen sich um die Bilder herum. Man folgt den Rahmen statt den Bildern, die dahinter liegen. Goldene Bänder die sich ineinander knoten, sich ringeln und in immer feineren Ornamenten auslaufen. Die Rahmen haben sich von den Bildern gelöst und schaffen eine eigene Deckenarchitektur, ein vergoldetes Gerüst für eine Decke aus Ölgemälden.

Die Maler waren tatsächlich gezwungen, sich nach dem Rahmengerüst des Künstlers Cristoforo Sorte zu richten. Das Entwurfsblatt ist mit scharf umrissenen, detaillierten Ornamentzeichnungen angefüllt, die nur ein paar weiße Flecken freilassen.

Nach einem Text von 1530 wurde die Sala del Maggior Consiglio in Venedig auch als „Paradiso del Mondo“, als irdisches Paradies bezeichnet, die venezianischen Gefängnisse dagegen als „Inferno“. Die Mitglieder des Maggior Consiglio verglich Spathafora mit den Engelschören. Das Paradies? Ein Saal mit riesigen Ausmaßen, ein weiter Saal, die Stirnseite ist das größte Wandgemälde der Welt. Heute sind die Fenster verhängt. Steht man im „Paradies“ wünscht man sich einen Blick in den freien grauen Himmel.

1577 hat es im Paradies gebrannt.

Für die Gestaltung des Paradiesgemäldes gab es eine öffentliche Ausschreibung. Es sind viele Modelli, die sich im Bildaufbau gleichen, erhalten.

Das Programm der Bilder wurde vom Senat bestimmt. Die Themen waren nichts Neues, weit verbreitet, aber schon zur damaligen Zeit ohne Anhaltspunkte nicht so einfach zu entschlüsseln.

Hier soll eine genaue Analyse der einzelnen Bilder, deren Bedeutung auf ikonographischer und ikonologisch- politisch- gesellschaftlicher Ebene entstehen

(>Die Nutzung )

Parties wurden hier gefeiert, Feste, schon zur Blütezeit der Serenissima Repubblica.

Auf den unheimlichen kleinen Dokumentationsbildern von Gabriel Bella sind Ratszusammenkünfte im Dogenpalast dargestellt. Der große Rat. Lange Reihen schwarzer Gestalten mit weißen Perücken, die auf doppelten Holzbänken Rücken an Rücken sitzen.

Das Paradies im Hintergrund, die hohen erhellten Fenster über den unzähligen weißen Köpfen sieht das Bild wie ein Weltgericht aus.

Freitag, 13. Juni 2008

Recherche/Jacob Burckhardt/Nora Neuhaus

Jacob Burckhardt – Kurzvorstellung
(25. Mai 1818 – 8. August 1897), Schweizer Historiker und Kunsthistoriker

Studium der Theologie, Geschichte und Philosophie und des neu entstandenen Fachs Kunstgeschichte in Berlin und Bonn, sein „Mentor“ war der Kunstwissenschaftler Franz Kugler.
Burckhardt ist v. a. als Kulturhistoriker berühmt, er war aber auch einer der ersten Kunsthistoriker. Burckhardt hatte 1855 den ersten Lehrstuhl für Kunstgeschichte in der Schweiz inne, er unterrichtete an der ETH Zürich und an der Universität Basel. Burckhardt schrieb und lehrte immer auch für eine allgemein gebildete interessierte Öffentlichkeit.
Seine Arbeiten spiegeln die intensive Erfahrung seiner eigenen Zeit, die vom Aufstieg der Industriellen Gesellschaft, von Sozialdemokratie und aggressivem Nationalismus geprägt war.
Ideengeschichte
Zu Beginn seiner Karriere war Burckhardt noch ein deutscher Nationalist und Mittelalter-Spezialist.
Burckhardt forschte allerdings nach den Charakteristika der Kunstepochen und der Frage, wie sich über besondere Stile und Formen Schlüsselinhalte der jeweiligen Kulturen ausdrücken, anstelle der allgemein üblichen Auffassung einer historischen Fortschrittsgeschichte der Kunst zu folgen.
Genuss als Erfahrung von Ordnung und Harmonie durch Kunst ist ein Zentralbegriff in Burckhardts Schriften. Durch diese Erfahrung vermittelten sich für ihn höchste humanistische Bildung und moralische Werte.
Burckhardt verfasste 1842 das erste kunsthistorische Werk -„Die Kunstwerke der Belgischen Städte“ und wendete sich von der romantischen Kunstauffassung ab, die die Griechische und die deutsche Kunst des Mittelalters zum klassischen Vorbild der perfekten Harmonie erklärten, und die Römische und Italienische Kunst für minderwertig oder zweitrangig ansahen.
Jacob Burckhardt trat für die einzigartige säkulare Weltauffassung der Renaissance ein, aus der er einen neuen Sinn für die konkrete Realität, ein neues individuelles künstlerisches Bewusstsein und eine progressive Autonomie der Kunst ableitete. Michelangelo war für Burckhardt der Prototyp des modernen Künstlers, aber auch Tintoretto, Correggio, und Rembrandt schrieb er das „Empörende“, eine besondere Energie zu, die selbst den Rahmen der Renaissance- Kunst sprengte. Die Künstler stellen nicht mehr subjektives Thema dar, sondern die Subjektivität des Künstlers selbst, die Probleme seiner Kunst werden zum Thema.
Burckhardt bewunderte auch seinen Zeitgenossen Arnold Böcklin und besonders Peter Paul Rubens für ihre Fähigkeit, ihre eigenen Dämonen ins Bild zu setzen.
1855 wurde „Der Cicerone – eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens“ veröffentlicht, der eine grundlegende Neubewertung und Rehabilitierung der Renaissance-Kunst auslöste.
Burckhardt zeigte die Entstehung der Italienischen Kunst aus der Tradition der Spätantike. Die „eigentliche Renaissance“ war für ihn das Produkt einer fruchtbaren Spannung zwischen neuen spontanen kreativen Energien und dem Erbe der klassischen Antike. 1500-1540 bezeichnete er als das „Goldene Zeitalter“ der Renaissance.
Burckhardt deutete den Begriff „klassisch“ nicht mehr als organischen, originalen Ausdruck eines Zeitgeistes sondern als kreative Nutzung von geborgten Formen. Das klassische Kunstwerk sah er als ein Produkt individueller Imagination, die nur von bestimmten kulturellen Traditionen reguliert wird. Die„ Geschichte der neueren Baukunst“
und eines seiner berühmtesten Bücher, „Die Kultur der Renaissance in Italien“entstehen.
Die Form ist nach Jacob Burckhardt der Ort der Bedeutung in der Kunst. Wenn man die Kunstgeschichte als selbstständige Disziplin gegenüber der Kulturgeschichte behandeln möchte, müsse man vom „Schönen“ selbst ausgehen und nicht von der Geschichte, sondern diese nur als Quelle nutzen.
Geschichte erkläre Kunst nicht, sondern sei als Politik genauso Teil der Kultur wie die Kunst.
Die Stilgeschichte soll den Ausdrucksformen des Schönen in der Kunst folgen.
Die Annäherung an ein Kunstwerk soll „nach Aufgaben“ geschehen. Außerdem bildete Burckhardt die Kategorien „Organischer Stil“ und „Räumlicher Stil“.
Burckhardt selbst folgte seinen beiden Interessen als Kunsthistoriker und als Kulturhistoriker getrennt.
Jacob Burckhardt bewirkte mit seiner Bewunderung für Energie und Erfindungsreichtum anstelle eines aus der Klassischen Kunst etablierten Gleichgewichts die Rehabilitation der späteren Stadien einer Kunstepoche, wie der Spätantike und des Barock.
In der Fragmentierung und dem Niedergang der Tradition in seiner Zeit sah er erweiterte Rezeptionsmöglichkeiten für die Kunststile und letzten Endes auch die Bedingung der Entstehung der Kunstgeschichte als Disziplin selbst.
Burckhardt war auch Zeichner und hinterließ Skizzenbücher, die als Dokumente der Betrachtungsweise eines reisenden Kunsthistorikers aufschlussreich sein können.

Bibliographie Schriften Jacob Burckhard:

- Die Kunstwerke der belgischen Städte, Düsseldorf,1842
- Die Zeit Konstantins des Großen, Basel, 1853
- Der Cicerone: Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens,Basel,1855
- Die Kultur der Renaissance in Italien, Basel, 1860
- Geschichte der neueren Baukunst, Stuttgart, 1867; als Geschichte der Renaissance in Italien, Stuttgart, 1878
- Erinnerungen an Rubens, Basel, 1898
- Griechische Kulturgeschichte, Berlin und Stuttgart, 1898 – 1902
- Weltgeschichtliche Betrachtungen, Berlin und Stuttgart, 1905
- E. Durr u. a., Hrsg.: Gesamtausgabe in 14 Bden, Stuttgart, Leipzig und Berlin, 1929-34
- M. Burckhardt, Hrsg.: , Briefe in10 Bden, Basel, 1949 – 86
- H. Ritter, Hrsg.: Die Kunst der Betrachtung: Aufsätze und Vorträge zur Bildenden Kunst, Köln, 1984
- Y. Boerlin – Brodbeck: Die Skizzenbücher Jacob Burckhardts, Basel 1994
- Basel, StA Basel Stadt, J. B. - Stiftung: Nachlass (u. a. 9 Skizzenbücher)


Quellen:
- Lionel Gossman: “Burckhardt, Jacob (Christoph)”, in: The Dictionary of Art (in thirty-four volumes), hrsg. von Jane Turner, New York: Macmillan [u.a.] 1996, Bd. 5, S.188 - 190
- “Burckhardt, Jacob Christoph”, in: Lexikon der Kunst: Architektur, bildende Kunst, angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie, hrsg. von Harald Olbrich u. a., Leipzig: Seemann, 1987, Bd.1, S. 185

Literatur zu Venedig und Venezianischer Kunst in den Schriften Jacob Burckhardts

1. Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien, 2. Aufl., Basel: Benno Schwabe & Co Verlag, 1869
darin:
Erster Abschnitt: Der Staat als Kunstwerk, Die Republiken, Venedig im 15. Jahrhundert (Bd.1, S. 41 – 49)
>Text zu Venedig als Staat, Struktur, Eigenheiten, Geschichte; kulturhistorisch-erzählerisch geschrieben

2.Jacob Burckhardt: Der Cicerone: Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens, 1. Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien, 2. Aufl., Basel: Benno Schwabe & Co Verlag, 1869
darin :
zur Malerei:
-Malerei des 15. Jahrhunderts – Die neue Auffassung (S.174 – 178) >allgemein zur Malerei des 15. Jahrhunderts auch in Venedig
-Selbständige Venezianer in der Malerei des 15. Jhdts. (S. 198 – 205) > über die Künstlerfamilien Bellini, Vivarini, Giovanni Bellini, aber auch Carpaccio u. a.
-Malerei des 16. Jahrhunderts – Venedig(S. 312 – 337) > u.a. zu Giorgione, Lorenzo Lotto, Tizian, Tintoretto, Veronese, Dogenpalast

Samstag, 10. Mai 2008

Vorstellung/ Nora Neuhaus/ Venedig, erster Eindruck

Venedig, erster Eindruck

Ich war schon in Venedig. Aber ich habe immer lieber von den Nachtzugreisen hin und zurück erzählt. Solche Reisegeschichten, in denen die Begegnung mit Menschen die Hauptrolle spielt, wir sind nachts durch die Alpen gefahren und hatten keine Pässe dabei, dafür aber etwas zu trinken, haben Amerikaner und Italiener kenengelernt.
Von Venedig zu erzählen ist schwieriger. Für mich war Venedig am Morgen au den Stufen vom Bahnhof Santa Lucia ungreifbar und erschreckend wie eine animierte Leinwand.
Fremd und müde wollte ich die Schönheit der „schönsten Stadt der Welt“ nicht akzeptieren.
Da war kein Eingang zum Bild zu finden sondern nur ein Platz in der Sonne, Menschen und Tauben, Kanal, und dahinter reiht sich Palast an Palast, lückenlos, täuschend echt. Man tritt in eine Art Filmkulisse ein, das Setting kommt einem bekannt vor, aber vielleicht ist es eher Paris oder Amerika und nebenan liegt das Schloss von Cinderella? Können hier Geschichten stattfinden, passiert hier was oder kann man nur mit den vielen anderen auch ehrfürchtig durch die Kulisse laufen?
Kitsch, Kunstwerk und Stadt sind fest verklebt. Im schlechtesten Fall kommt man keinen Schritt weiter in der zähen Klebemasse. Es gibt bekannte Tricks um endlich dahinter zu kommen: Markusplatz nur fünf Uhr morgens.. Aber ob man sich mit den Menschenmassen über die Brücken schiebt oder am äußersten Rand der Stadt mit vermeintlich echten Venezianern zusammen einen Espresso trinkt ist gar nicht so wichtig, „es ist alles Venedig!“ Im besten Fall sieht man vielleicht das Gesamtkunstwerk noch erweitert um eine surreale Perspektive. Ein pulsierender Cinecitta- Körper mit kollabierenden Touristen, die Häuser haben zwar eine Rückseite, vielleicht aber keine Kanalisation. Es wird spannend.