Vittore Carpaccio und sein Bilderzyklus in der Scuola San Giorgio degli Schiavoni
Die venezianischen Scuole
- Entstanden aus der Flagellantenbewegung des 13. Jh.
- Scuole Grandi (um 500 Mitglieder) und Scuole Piccole (50-70 Mitglieder)
- Verbindendes Interessengebiet: Handwerkszünfte, Religionsgemeinschaften, gemeinsame Herkunft usw.
- Aktivitäten: Karikative Aktivitäten, Mäzenatentum, Bau und Ausstattung des Gildehauses bzw. Altars
- Funktion in der Republik: Einbindung und Beteiligung der politisch rechtlosen Bürger, Soziale Absicherung
Scuola di San Giorgio degli Schiavoni
- Schiavoni=Slawen: Dalmatiner aus dem Süden Kroatiens (venezianisches Herrschaftsgebiet)
- 1451: Gründung der Bruderschaft und Bau der ersten Scuola (Schutzheilige Georg, Hieronymus und Triphonius)
- 1502: Erwerb einer Reliquie des hl. Georg, Auftrag an Carpaccio für Gemäldezyklus
- 1797: Sturz der Republik, Schließung aller Scuole durch Napoleon
- 1807: Wiederruf der Enteignung der Scuola di San Giorgio degli Schiavoni – die Scuola besteht bis heute
Vittore Carpaccio
- * um 1465, + 1526 in Venedig
- Wichtigste und beste Arbeiten: Gemäldezyklen für venezianische Scuole:
- 1490-1496: Leben der hl. Ursula in der Scuola der hl. Ursula (heute Accademia)
- 1502-1507: Gemäldezyklus für die Scuola di San Giorgio degli Schiavoni
- 1504-1511: Leben der Muttergottes für die albanische Scuola
- 1511-1520: Leben des hl. Stephan für die Scuola des hl. Stephan
Bilderzyklus in der Scuola di San Giorgio degli Schiavoni
Der hl. Georg bekämpft den Drachen
- hl. Georg: Christlicher Märtyrer, 3. Jh. n. Chr., Legende: Drachentöter
- Komposition: Diagonale von den Hinterfüßen des Drachen über die Lanze Georgs bis zur Prinzessin rechts oben
- Ornamentale Formen, dekorativer Wert der Linie und der Kontur, geometrische Grundformen
- Mögliche Deutung: Georg als Kreuzritter, Drache symbolisiert die Türken
- Verstreute Leichenteile: Memento Mori, Spuren eines Exzesses
Der Triumph des hl. Georg
- Georg bringt den besiegten Drachen in die Stadt und tötet ihn
- Orientalische Formen: Schauplatz der Legende in Selene, Libyen
- Venedig: Drehscheibe des Orienthandels
- Konstantinopelreisen Gentile Bellinis (1479) und evtl. Carpaccios selbst
Der hl. Georg tauft die Ungläubigen
- Statt die Prinzessin zu heiraten tauft Georg das Volk des Königreichs
- Erzählfreude Carpaccios: Schilderung von Details (Turban, Papagei, Windhund), auch mit symbolischer Bedeutung
Das Wunder des hl. Triphonius
- Märtyrer im 3. Jh. n. Chr., angeblich Gänsehirt
- Legende: Befreiung der Tochter des römischen Kaisers Jordan von einem Dämonen
- Triphonius als Kind, Dämon in Gestalt eines Basilisken
- Hintergrund: Venezianische Architektur
Das Gebet im Ölgarten/Die Berufung des hl. Matthäus
- Die beiden ersten Bilder des Zyklus (1502)
Der hl. Hieronymus führt den Löwen in das Kloster
- Hieronymus: * 347 in Stridon/Dalmatien, + 30.9.419 Bethlehem
- Dalmatischer Nationalheiliger, Kirchenvater, Übersetzung der Bibel ins Latein seiner Zeit (Vulgata)
- Legende: Ein Löwe kommt ins Kloster, um sich von Hieronymus einen Dorn aus der Pfote ziehen zu lassen und wird anschließend dessen treuer Gefährte und Attribut
- Kontrast zwischen den schrägen Linien der fliehenden Mönche und der senkrechten Gestalt des Hieronymus
- Farbe: Wiederholung des Blau-Weiß der Kutten im gesamten Bild
- Schauplatz: Kloster in Venedig (Hospiz bei San Giovanni del Tempio)
- Humor Carpaccios: Eher Situationskomik als Satire
Die Beerdigung des hl. Hieronymus
- Klage des Löwen im Hintergrund
- Komposition: Vertikalen und Horizontalen, „rhythmische“ Anordnung der Figuren
- Fehlende Tragik: Carpaccio als distanzierter Regisseur einer Theaterbühne, keine psychologische Wirkung
Die Vision des hl. Augustin
- Nicht Hieronymus sondern Augustin in der Studierstube: Bischofsmitra, Augustinerhabit
- Legende: Während Augustinus einen Brief an den hl. Hieronymus schreibt, erscheint dieser ihm in Lichtgestalt und verkündet seinen Tod
- Licht der Erscheinung fällt in den Raum, auffällig: dreieckige Schatten
- Licht und Fluchtlinien münden auf der schreibenden Hand Augustins
- Innenraum: Saal in einem venezianischen Palazzo des 15. Jh.
- Flämischer Einfluss: Versammlung von Bildern mit symbolischer Bedeutung im Innenraum: Musiknoten (Augustinus „De Musica“), Antike Skulpturen, Armillarsphäre, Altar mit zurückgezogenem Tuch (Auferstehung) etc.
- Mögliche Deutung: Augustinus im Licht der Vernunft, neue Bedeutung der Wissenschaften, humanistische Weltsicht
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Montag, 16. Juni 2008
Donnerstag, 8. Mai 2008
Ornament/ Marion Starke/ Ornamentale Gestaltung
Ein Ornament (von lat. ornare, 'schmücken, zieren') ist ein meist sich wiederholendes, oft abstraktes oder abstrahiertes Muster. Man findet Ornamente z.B. als Verzierung auf Bauwerken, Stoffen und Gemälden. Ein Ornament weicht deutlich vom Hintergrundmuster ab und wird häufig farblich oder durch Erhebung abgegrenzt.
Ornamente grenzen sich von Bildern im klassischen Sinne dadurch ab, dass ihre narrative Funktion gegenüber der schmückenden Funktion in den Hintergrund tritt. Sie bauen weder zeitlich noch in der räumlichen Tiefe eine Illusion auf. Sie erzählen beispielsweise keine kontinuierliche Handlung und sind auf die Fläche beschränkt. Trotzdem können Ornamente durchaus naturalistisch und plastisch ausgeprägt sein. Ornamente können gegenständlich aus Blumen- und Blätterornamente oder Fantasiemustern gebildet werden.
Ornamentale Gestaltung
– Harmonie im Bild: Schräge-Gegnschräge, Kurve-Gegenkurve, Farbe-Gegenfarbe
– Grundgesetz: Symmertie
– Parallelismus
– Keine Überschneidungen
– Die Bildfläche wird als ausgedehnt empfunden -> Ausdehnung der Fläche
– Dinge schwimmen in der Fläche -> erstreckt sich wie ein Netz über das Bild (Gesamtheit des Bildes)
– Masse steht über der Einzelheit -> flächenhafte Masse
– Venezianer haben Bündnis mit der Fläche
– Betrachter hat die Wahl des Gruppierens
– Lockerheit der Verteilung auf der Fläche
– Mittel des Ornamentalen bei den Venezianern: linear, farbig, Hell-Dunkel (nicht nur sachlich
bedingt, sondern zugleich absolut/ Keine Autonomie der Farbe)
– Farbe: Keine farbige Isolation, auch bei farbiger Hervorhebung der Hauptfiguren -> Frabe
trägt dazu bei die Bildfläche zu vereinigen
– Farbkomination: primitive Farbkontraste
– Die Fläche ist nur Träger der künstlerischen Vorstellung.
– Die Körpervorstellung ist der Fläche untergeordnet.
Ornamente grenzen sich von Bildern im klassischen Sinne dadurch ab, dass ihre narrative Funktion gegenüber der schmückenden Funktion in den Hintergrund tritt. Sie bauen weder zeitlich noch in der räumlichen Tiefe eine Illusion auf. Sie erzählen beispielsweise keine kontinuierliche Handlung und sind auf die Fläche beschränkt. Trotzdem können Ornamente durchaus naturalistisch und plastisch ausgeprägt sein. Ornamente können gegenständlich aus Blumen- und Blätterornamente oder Fantasiemustern gebildet werden.
Ornamentale Gestaltung
– Harmonie im Bild: Schräge-Gegnschräge, Kurve-Gegenkurve, Farbe-Gegenfarbe
– Grundgesetz: Symmertie
– Parallelismus
– Keine Überschneidungen
– Die Bildfläche wird als ausgedehnt empfunden -> Ausdehnung der Fläche
– Dinge schwimmen in der Fläche -> erstreckt sich wie ein Netz über das Bild (Gesamtheit des Bildes)
– Masse steht über der Einzelheit -> flächenhafte Masse
– Venezianer haben Bündnis mit der Fläche
– Betrachter hat die Wahl des Gruppierens
– Lockerheit der Verteilung auf der Fläche
– Mittel des Ornamentalen bei den Venezianern: linear, farbig, Hell-Dunkel (nicht nur sachlich
bedingt, sondern zugleich absolut/ Keine Autonomie der Farbe)
– Farbe: Keine farbige Isolation, auch bei farbiger Hervorhebung der Hauptfiguren -> Frabe
trägt dazu bei die Bildfläche zu vereinigen
– Farbkomination: primitive Farbkontraste
– Die Fläche ist nur Träger der künstlerischen Vorstellung.
– Die Körpervorstellung ist der Fläche untergeordnet.
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