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Dienstag, 15. Juli 2008

Gruppen-Fotos 1

Hallo Leute!
Hier habe ich die Gruppen-Fotos hochgeladen, da könnt ihr euch die runterladen, die ihr haben möchtet.
Ciao, Hanna :-).









Gruppen-Fotos 2







Freitag, 20. Juni 2008

Hanna/neuer endgültiger Text/Juni'08

mein neuer text handelt von menschen in venedig im allgemeinen - er nimmt auch bezug auf meine markusplatz-mosaike und andere bilder, die ich ausstellen möchte


Menschen Venedigs - Einheimische vs. Touristen?

Venedig – das ist nicht nur das Wasser der Lagune, das die Pfahl- & Steinmasse zärtlich umspült. Eine eifersüchtige, zermürbende Zärtlichkeit, die dem Objekt seiner Begierde langsam den Boden unter den Füßen entzieht.
Venedig – das sind auch die Menschen: Menschen, die hier geboren sind, & andere, die später nach Venedig finden. Menschen, die hier leben, Menschen, die hier Urlaub machen, Menschen auf Stippvisite. Menschen, die geschäftlich hier sind: Business-Typen. Oder Künstler: Schriftsteller, Schauspieler, Maler & Musiker, die sich von ihrer Liebe zu dieser Stadt inspirieren lassen. Hier atmet Kultur aus jeder Mauer, von der der Putz langsam abbröckelt & die dadurch umso liebenswerter erscheint. Privilegierte Menschen, die eine neue Wahlheimat gefunden haben und einen Teil des Jahres, des Lebens hier verbringen dürfen.
Andere bleiben nur kurz & verlassen die Stadt mit Wehmut – Touristen.
Sie kommen mit dem Auto, dem Bus, dem Zug, dem Flugzeug oder über das Meer – in einer eigenen Yacht, einem Segelboot, oder per Kreuzfahrtschiff: Venedig als kurzfristige Station einer Reise, auf der sich die Eindrücke zu vieler Städte in zu schneller Abfolge miteinander kreuzen – das klingt nach Blasphemie, Verrat an der „Serenissima“, der allerdurchlauchtigsten aller Städte.
Italo Calvino sagte: „Jedesmal, wenn ich dir eine Stadt beschreibe, sage ich etwas über Venedig... Um die Eigenschaften der anderen zu unterscheiden, muß ich von einer ersten Stadt ausgehen, die inbegriffen ist.“
Venedig als Ur-Stadt? Venedig als Pracht, an der sich, wenn man sie einmal erfahren hat, alle anderen Städte messen müssen. Eine undankbare Rolle für die meisten anderen Städte.
Eine Pracht, von der man aber auch Erholung braucht. Venedig ist zu schön um wahr zu sein & schmerzt gelegentlich.
Leidenschaft ist es, die viele Menschen nach Venedig zieht, & wenn man sie vorher nicht gefühlt hat, dann erfährt man sie hier.
So viele Menschen. Aus allen Ländern, von allen Kontinenten. Alle Alter, alle Hautfarben, alle Kombinationen: Allein-Reisende, Paare, Familien, Gruppen: Schulgruppen, Seniorengruppen, andere Gruppen.
Zu viele Menschen. Manchmal denke ich sie mir weg. Wünsche mir, diese Gasse, diesen Platz für mich alleine zu haben. Wünsche mir, diese Stadt zu kennen, wie meine Westentasche: jede Calle, jede Ponte, jeden Campo. Frage mich – wie wäre es, hier geboren zu sein?
Wie ist es, hier geboren zu sein? Die Eingeborenen sind auf der Straße schwer auszumachen. Aber diese alte Frau, die von einer andere Frau über die Brücken geführt wird – die wird doch hier geboren sein? Oder dieser alte Mann, den eine Frau durch die Gassen von Guidecca schiebt – der lebte schon immer hier, und wird hier auch sterben? Und diese beiden Männer, die sich in einer engen Gasse freundlich im Vorbeigehen grüßen und im Weitergehen die Neuigkeiten des Tages austauschen, die haben früher schon als Kinder zusammen auf dem Campo San Polo Fußball gespielt?
Der alte Mann, mit dem ich mich auf der Bootshaltestelle von San Erasmo unterhielt, erzählte mir: Ich war Gondoliere. Ja, ich bin hier geboren. Jetzt sind meine beiden Söhne auch Gondolieri.
Ein alter Berufsstand, den es nur in Venedig gibt. Neue Lizenzen werden nicht vergeben, erzählt ein Tourist vor der Seufzerbrücke seiner Frau, der Beruf wird weiter vererbt. Wo gibt es denn sowas noch? Wie kann man eine Stadt, die viele solcher Eigentümlichkeiten beherbergt, überhaupt mit anderen Städten vergleichen? Ich kann es nicht.
Die Einwohner schwinden, nicht jeder kann Gondoliere sein, und soviel andere Arbeit gibt es hier nicht. Genau so wenig sind alle, die hier arbeiten, Einheimische. Allen voran die Schwarzen, die in überfüllten Booten über das Meer nach Italien kamen, illegal, und nun aus Plastiksäcken heraus Plagiat-Handtaschen verkaufen, illegal. Aufgereiht stehen sie vor allem an der Riva degli Schiavoni, Uferpromenade zwischen Markusplatz & den Giardini, das billige Angebot ausgebreitet auf Plastikplanen, die bei Gefahr, schnell an allen vier Ecken genommen, zum Sack werden und die Hehlerware verbergen. Wenn der erste in der Reihe hört, dass Ordnungsbeamte nahen, packt die ganze Reihe eilig ein, flieht & sucht sich einen neuen Platz.
Wie fühlt sich einer, der in Venedig geboren ist & dann wegziehen muss? (Ein Luxusproblem? Venedig ist ein Luxus, auf den man nicht mehr verzichten kann ...) Schlimmstenfalls nach Mestre, der hässlichen Schwester der schönen Stadt, die gleich gegenüber am Festland liegt. Wo Industrieschornsteine statt Kirchtürme in den Himmel ragen & wo man in Mietskasernen lebt statt in Palazzi. So nah an Venedig, zum Greifen nah & doch weltenweit entfernt.
Wie fühlt man sich als Eingeborener Venedigs, wenn man in den Gassen der Stadt nur Fremden begegnet? Die wie eine Invasion vom Himmel fallen oder über das Meer kommen. Ein Heer, eine Streitmacht, die Anspüche auf Venedig erhebt: hier, ich habe diese Reise gekauft, & jetzt will ich auch ein Stück von Venedig haben. Aber wenn Tausende ein Stück wollen, und wenn es allen so gut schmeckt, dass sie ein zweites und drittes Stück nehmen, was bleibt dann noch übrig?
Reservate für Eingeborene, entlegene Stadtteile, Gassenzüge ohne Frari-Kirche oder Rialtobrücke, in denen Eingeborene Caffè trinken, & garantiert keinen Caffè Americano. Da sitzen sie an einer unspektakulären & dennoch schönen Fondamente, irgendwo in Cannaregio, kauen an ihren Fingernägeln, jenseits der Anderen, die durch ihre Objektive ein Motiv nach dem anderen erlegen.
Und wenn sie raus wollen aus ihrem Stadtteil? Bleibt ihnen die Linie 3, für Touristen verboten, die daran erinnert werden: die Stadt ist nicht ganz in euer Hand & unter euren Füßen.
Oder die, die hier Arbeit gefunden haben, schwere Wagen vor sich her schieben, über eine Brücke nach der anderen, schaffen sich durch energische Warnrufe einen Weg durch schlendernde Touristen.
Rolling Venice – eine Gesamtattraktion wie Venedig muss am Laufen gehalten werden. Alles was da ist, für Hotels, Geschäfte, Einheimische & Touristen, muss hierher gebracht & verteilt werden, ohne LKWs. Und so sieht man auf den Kanälen nicht nur schwarze Gondeln, die Touristen tragen, sondern ebenso viele Motor- & Lastboote. Die einen bringen eine neue Waschmachine, in einem anderen macht sich ein junges Paar auf zu einem Ausflug auf eine ruhigere Insel der Lagune, die Erholung verspricht von der Mutterinsel. Eine Löwenmutter, die die anderen Inseln schützend unter ihre Flügeln nimmt, & sie gleichzeitig von dem eigenen Glanz abschirmt. Eine prächtige Löwin, aber ohne feste Pranken, ohne Bodenhaftung, und auch die Schwingen sind nicht flugtauglich.
Tiere Venedigs – Kühe, Hühner, Schweine gibt es nur auf dem Teller. Löwen nur in Stein & Legenden. Pferde nicht mal in Standbildern. Tauben gibt es, unzählige, vor allem auf dem Markusplatz. Möwen gibt es, denn dies ist eine Stadt am Meer, wenn auch nur indirekt. Katzen gibt es nur wenige. Wenn, dann wurden sie systematisch kastriert oder auf anderen Inseln ausgesetzt. Hunde gibt es, überwiegend kleinere Rassen, aber keine Dackel, denn die können nicht gut Brücken steigen. Hunde, die Kot hinterlassen – vom verantwortungsvollen Halter im Plastikbeutel mitgenommen, vom wenigstens beschämten mit einem Stück Zeitung überdeckt und umso tückischer, wenn man ahnungslos drauf tritt. Ab der Dämmerung gibt es auch Fledermäuse, deren Schwingen & Schwirren man zwischen den eng zusammenstehenden Gebäuden vibrierend vernehmen kann, wie ich mir des öfteren einbildete.
Zurück zu den Menschen - Menschen Venedigs: Einheimische vs. Touristen? Es tun sich zwei Parallelwelten auf, habe ich gehört. Und man erfährt es auch, etwa wenn man zu einem gehobenen Preis einkauft, oder eben, wenn einem die Fahrt mit der Linie 3 verwehrt wird.
Venedigs Menschen – das sind nicht nur die Menschen von heute, die von morgen, die übermorgen wieder abreisen – das sind auch die Menschen von gestern. Ganz gestern, Menschen aus längst vergangenen Epochen. Menschen, die die Gemälde Canalettos bevölkern – Menschen mit anderem Erscheinungsbild, anderem Zeitgefühl, anderen Möglichkeiten.
Imaginierte Menschen: Don Juan oder Gustav von Aschenbach, der den Tod in Venedig fand.
„Menschen“, die nie in Venedig waren, aber omnipräsent sind: heilige Menschen, allen voran Maria & das Jesuskind, in den Gemälden Bellinis oder Tizians.
Dogen, die die Macht Venedigs verkörperten. Händler, die den Orient ins Abendland brachten. Weltreisende, die es aus Venedig raus trieb um es mit anderen Städten und Ländern zu vergleichen – Marco Polo. Adlige, die sich Paläste am Canal Grande bauten.
Und andere Namen, die ewig bleiben: Gabrieli, Monteverdi, Vivaldi – Menschen, die Venedig & all seine Pracht vertont haben – auch wer Venedig nie gesehen hat, kann seine Schönheit in einem Violinkonzert oder einer Oper dieser Meister nachempfinden.
Menschen Venedigs – Einheimische vs. Touristen? Nein, auf den Gassen & Kanälen Venedigs herrscht kein Krieg. Hier fliegen keine bösen Blicke wie Pfeile durch die Luft. Es ist kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander, mindestens ein Nebeneinander - man braucht sich.
Hier & da lächelt ein Venezianer einem Fremden müde hinterher, nicht verachtend, sondern bedauernd: ich lebe hier, doch du bist morgen wieder fort ... arme Seele ... doch nimm dir ruhig ein Stückchen meiner Stadt mit, denn ich kann all diese Pracht unmöglich allein (er)tragen.
Und überhaupt, das spürt hier auch der Ungläubige: was Gott gegeben hat, das soll man teilen.

Sonntag, 15. Juni 2008

hanna breinlinger: menschen damals/leute heute - eine sammlung von beobachtungen

mein projekt ist weniger ein text als eine sammlung von beobachtungen, die ich zum einen live am markusplatz gemacht, zum anderen aus bildern canalettos gezogen habe. ergänzt werden sie durch ausschnitte aus diesen bildern & eigenen fotos.



markusplatz damals


menschen, die zwischen den gebäuden der piazza ornamental verteilt sind
menschen, die zwischen den gebäuden untergehen
menschen, die in gruppen stehen
menschen, die vereinzelt stehen

alles steht
keiner geht
unbewegte menschen
eingefrorene menschen
steife menschen
statisten

menschen, die gemalt sind
menschen, die sich im unteren drittel des bildes aufhalten
menschen mit weitem himmel über sich

menschen, die auf die markuskirche blicken
menschen, die aufs wasser schauen
menschen, die sich vom betrachter abwenden
überwiegend rücken

menschen auf dem platz
menschen unter den arkadenbögen
menschen im schatten
menschen im licht
menschen, die schatten werfen
menschen mit tiefen augenhöhlen

ernste menschen
feierliche menschen
edle menschen
bedeutende menschen
normales volk
reiche menschen
ärmere menschen
menschen, die zum arbeiten hier sind
menschen, die zum vergnügen hier sind
menschen, die schaulaufen

viele erwachsene
wenige kinder
vereinzelte hunde
keine tauben

menschen, die zeit haben
menschen, die muße haben

menschen, die zu füßen der markuskirche sitzen
menschen, die zwischen den säulen stehen
einer, der zwischen zwei säulen sitzt
zwei, die sitzend an einer säule lehnen
einer, der daneben steht, zuhört & ein tässchen tee trinkt
einer, der an einer säule lehnt & beobachtet
einer, der an einem dicken baumstumpf als tisch sitzt
einer, der am fuße des campanille sitzt
einer, der müde am fuß einer fahnenstange sitzt

menschen, die vor dem dogenpalast versammelt sind
einer, der von einer kanzel predigt
menschen, die vor einer bühne versammelt sind
einer, der mit erhobenem arm auf einer bühne steht
einer, der auf einem stuhl auf einem tisch sitzt & den menschen um ihn herum was erzählt
ein mädchen, das einen arkadenbogen als eigene bühne nutzt

einer, der ins innere der markuskirche entschwindet
menschen vor einem gebäude, das es heute nicht mehr gibt
menschen, die eine regatta im markusbecken bestaunen

menschen in langen gewändern
dunkle gewänder
helle gewänder
rote gewänder
sommer?

männer in umhängen
männer mit weißen perücken
männer in schwarzen roben
amtsträger
ehrenmänner
männer in feinen schuhen
männer in strumpfhosen & gehröcken
männer mit degen
männer mit dreispitz-hüten
männer mit roten kappen
männer mit roten puscheln auf dunklen hüten
männer mit orientalischer kopfbedeckung
ein orientale mit einem säbel
ein mann, der auf den ersten blick wie eine frau aussieht, aber ein orientalisches gewand trägt
männer in schlabbrigen hosen
ein mann in ballonhose
männer in braunen kutten

ein mönch mit gebetskette in der hand
ein mann mit offenem buch in der hand
ein mann, der eine papierrolle in den auf dem rücken verschränkten händen hält
einer, der mit seinem gehstock nach den großen schiffen im markusbecken zeigt
einer, der mit seinem stock nach etwas anderem zeigt
einer, der einen koffer unter dem arm trägt
einer, der seine jacke unter dem arm trägt
ein junger mann, der seine jacke locker über die schultern geworfen hat
männer, die sich in ihre umhänge einwickeln
einer, der sich bei einem anderen untergehakt hat

menschen in unterhaltung
3 männer, die beieinander stehen
3 männer & fünf beine
3 männer & ein kind
eine kleine familie am rand des bildes
ein mann, der geht
zwei, die gehen
zwei, die stolz daher schreiten

junge männer
ältere männer
debattierende männer
männer, die mit gehobenen armen gestikulieren
zwei geistliche, die sich mit einem weltlichen unterhalten
einer, der sich zu einem anderen beugt um ihm was zuzuflüstern
zwei, die im aneinander vorbeigehen ein paar worte wechseln
einer, der einem anderen auf die schulter klopft
zwei, die sich die hand geben
einer, der sich vor einem anderen verbeugt
einer, der den betrachter mit seinem hut grüßt

frauen mit aufgebauschten röcken
frauen unter kopftüchern
frauen ganz in schwarz
2 frauen, die im gespräch vertieft sind
frauen mit kindern auf den armen
eine frau, die alleine geht
eine frau, die zwei körbe trägt
eine frau, die sich nach ihrem korb bückt
eine frau, die auf den stufen sitzend kartoffeln schält?
eine alte frau mit gehstock, die den schatten des campanille als kühlen gehweg nutzt

kinder mit stöcken in der hand
ein junge, der mit einem hund spielt
zwei kinder, die einen streich aushecken?
ein kind, das obst kauft
ein kind, das weiter will
ein kind, das vom vater hinter sich hergezogen wird
ein mädchen, das seinem vater etwas zeigt

ein mann & eine frau, die sich in der sonne unterhalten
eine dunkle gestalt im schatten
ein mann mit einer weißen maske?
einer, der hinter einer säule verschwindet
eine kleine gestalt, die unter ihrem kopftuch verschwindet
einer, der einem aufhelfen will, der hingefallen ist?
einer, der sich nach etwas bückt

einer, der was langes auf seinem rücken trägt
ein mann, der einen korb auf dem kopf trägt
zwei, die aus ihren körben miteinander handeln
einer, der seinen stand aufbaut
einer, der die plane seines standes glatt streicht
händler, die sich im schatten ihrer stände verstecken
einer, der im vorbeigehen die stoffe auf einem ladentisch mustert
händler, die auf kundschaft warten
menschen, die die waren an den ständen begutachten
menschen, die stoffe & tücher kaufen
menschen, die zwischen den säulen wäsche aufgehangen haben?

sitzende hunde
zwei spielende hunde
ein hund, der ein kind sieht & mit dem schwanz wedelt
ein hund, der grade das bein hebt?
eine herde von ziegen, die man links der markuskirche kaufen kann

ein mann, der von rechts ins bild schreitet
einer, der wie ins bild tanzt
einer, der das bild gleich verlässt
menschen, die am rande des bildes abgeschnitten sind
menschen, die grob gemalt sind
menschen, die feiner gemalt sind

einer, der das alles gemalt hat - canaletto



markusplatz heute


leute, die gucken
staunende leute
leute, die wie alltäglich den platz überqueren, ohne ihn noch besonders zu beachten
schnelle leute
langsame leute
schlendernde leute
eilende leute

verkniffene leute
lachende leute
schöne & attraktive leute
leute mit hängegesicht
müde leute
vitale leute
fitte leute
flinke leute
behäbige leute
leute jeden gewichts

leute mit rucksäcken
leute mit umhängetaschen
leute mit tragetaschen
mädchen mit kleinen handtäschchen
leute, die schwere taschen tragen

leute mit gekrümmten rücken
aufrechte leute
humpelnde leute
alte leute mit gehstock
gehandicappte leute mit gehstock

leute mit schwingenden armen
leute, die ihre hände in den hosentaschen haben
leute, die die hände auf dem rücken verschränken

laufende tauben
fliegende tauben
werbende tauben
tauben, die zirkulierend flirten
sich küssende tauben
gesunde tauben
krank wirkende tauben
schlafende tauben
graue tauben
schwarze tauben
eine weiße taube

ein kleiner hund, der tauben jagt
tauben, die maiskörner jagen
leute, die nach tauben treten
leute, die tauben anlocken
kinder & erwachsene mit tauben auf armen & köpfen
leute, die tauben von sich abschütteln

spielende kinder
schlafende kinder
väter, die ihre kinder tragen
mütter, die ihre kinder schieben
familien

leute, die zu mehreren gehen
leute, die zu zweit gehen
leute, die alleine gehen
leute, die in gruppen gehen

leute, die sich in den schatten setzen
leute, die sich in die sonne setzen
leute, die sich am kopf des platzes auf die stufen setzen
leute, die sich an die tische der cafes an den längsseiten setzen
leute, die sich auf den platz setzen

leute, die zeit haben
leute, die keine zeit haben
leute, die länger bleiben
leute, die nur kurz bleiben
leute, die den platz verlassen
leute, die überlegen, wo sie als nächstes hingehen

leute, die den stadtplan studieren
leute, die lesen
leute, die schreiben
leute, die im schatten postkarten schreiben
leute, die eine sms schreiben
telefonierende leute
leute, die souvenirs gekauft haben

leute mit sonnenhut
leute mit baseballkappe
leute ohne kopfbedeckung
leute mit sonnenbrille
leute ohne sonnenbrille
leute mit sonnenschirm
leute mit regenschirm

bunte leute
leute in luftiger sommerkleidung
leute in kurzen hosen
männer in outdoor-bermudas
leute in langen hosen
leute in turnschuhen
leute in sandalen
leute in flip-flops

sportliche frauen
elegante frauen
frauen in kostümen
geschäftsfrauen
karrierefrauen
frauen in sommerkleidern
frauen mit leggins unter kleidern
frauen mit flachen schuhen
frauen mit absätzen
frauen in jacken
frauen in t-shirts
frauen in tops
frauen in hotpants

junge päarchen
ältere päarchen
händchenhaltende päarchen
sich küssende päarchen
päarchen ohne körperkontakt
päarchen, die sich gegenseitig vor der markuskirche fotografieren
päarchen, die sich von einem dritten vor der markuskirche fotografieren lassen
päarchen, die sich von einem fremden vor der markuskirche fotografieren lassen

leute, die beim sich-fotografieren-lassen posen & faxen machen
leute, die für ein foto ihre kopfbedeckung abnehmen
leute, die im stehen fotografieren
leute, die sich zum fotografieren hinhocken
leute, die zu fotografierende leute ungeduldig dirigieren
leute, die zu fotografierende leute geduldig dirigieren
leute, die sich schüchtern für ein foto positionieren
leute, die sich selbstbewusst für ein foto positionieren
leute, die schnell fotografieren & schnell mit dem ergebnis zufrieden sind
leute, die gewissenhaft fotografieren
leute, die ihre fotos überprüfen

leute mit kompaktkamera
leute mit spiegelreflexkamera
leute mit teleobjektiven
leute mit videokamera
leute mit handykamera

paarfotos
einzelfotos
gruppenfotos

seniorengruppen
schulgruppen
mädchengruppen
jungengruppen
nach geschlecht & alter gemischte gruppen
kreuzfahrt-gruppen?
verhaltene gruppen
laute gruppen

reiseführer/innen mit mikrofonen
die führerin einer schulgruppe, die fragt: weiß denn jemand wie konstantinopel heute heisst?
reiseführer/innen mit aufgespannten regenschirmen
reiseführer/innen mit geschlossenen regenschirmen

japaner
inder
asiaten
franzosen
deutsche
engländer
amerikaner
leute aus anderen ländern & kontinenten

alte venezianer, die vereinzelt besorgungen machen & im schatten aufeinander warten
businessmänner mit sonnenbrille, anzug, krawatte & aktenkoffer in praller sonne
leute, die den platz zum zweiten mal überqueren
leute, die vom einkaufen kommen
leute, die vom shoppen kommen
japanerinnen mit gucci-tüten

müllmänner mit blauen säcken & reisigbesen
männer, die hunderte liter wasser in plastikflaschen über den platz schieben
souvenirverkäufer, die ihre stände in die pause ziehen
polizisten, oder so
ordnungskräfte in blauen uniformen
ordnungskräfte in weißen uniformen

leute, die trinken
leute, die essen
leute, die kaugummi kauen
rauchende leute
leute ohne zigarette in der hand
mädchen, die eis lecken

eine, die auf toilette muss

und viele andere leute


Montag, 9. Juni 2008

Ergänzung zu Ultramarinblau (Hanna/Recherchegruppe, Juni 08)


aus: „Die Technik der Malerei“ (S. 23), L. Losos, Verlag Werner Dausien (Hanau)/Artia Verlag (Praha), Prag 1988

Brauntöne (Hanna/Recherchegruppe, Juni 08)






aus: „Die Technik der Malerei“ (S. 25 f.), L. Losos, Verlag Werner Dausien (Hanau)/Artia Verlag (Praha), Prag 1988



aus: „DuMont's Handbuch zur Technik der Malerei“ (S. 52), E.v.Vietinghoff, DuMont Buchverlag Köln, Köln 1983



aus: „Die Pracht der Farben“ (S. 23), R. Liedl, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 1994

Ocker (Hanna/Recherchegruppe, Juni 08)


aus: „Die Technik der Malerei“ (S. 19), L. Losos, Verlag Werner Dausien (Hanau)/Artia Verlag (Praha), Prag 1988



aus: „DuMont's Handbuch zur Technik der Malerei“ (S. 49), E.v.Vietinghoff, DuMont Buchverlag Köln, Köln 1983




aus: „DuMont's Handbuch zur Technik der Malerei“ (S. 48 f.), E.v.Vietinghoff, DuMont Buchverlag Köln, Köln 1983




aus: „Die Pracht der Farben“ (S. 19&23), R. Liedl, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 1994

Zinkgelb (Hanna/Recherchegruppe, Juni 08)


aus: „Die Technik der Malerei“ (S. 20), L. Losos, Verlag Werner Dausien (Hanau)/Artia Verlag (Praha), Prag 1988

Cadmiumgelb (Hanna/Recherchegruppe, Juni 08)


aus: „Die Technik der Malerei“ (S. 19), L. Losos, Verlag Werner Dausien (Hanau)/Artia Verlag (Praha), Prag 1988



aus: „DuMont's Handbuch zur Technik der Malerei“ (S. 48), E.v.Vietinghoff, DuMont Buchverlag Köln, Köln 1983

Freitag, 16. Mai 2008

Bildbeschreibung/ Hanna Breinlinger/ Bildbeschreibung der "Pala di San Zaccaria“ von Giovanni Bellini

Hanna Breinlinger (Mai 08)


Bildbeschreibung der „Pala di San Zaccaria“ von Giovanni Bellini


Das Bild zeigt eine Menschengruppe in einem offenen Raum. Der Raum ist nach beiden Seiten, nach oben und nach vorne geöffnet, nur nach hinten ist er geschlossen. Von den Seiten fällt Sonnenlicht ein, die angedeutete Vegetation sieht gesund aus & nach den kleinen weißen Wolken am Himmel zu urteilen, weht vielleicht sogar ein frisches Lüftchen. Trotz dieser sommerlichen Außenstimmung wirken die Personen im Bild ernst und schwer. Manche Gesichter sind besonders versunken & in Schatten getaucht. Auf die Frau in der Mitte fällt das meiste Licht. Sie trägt einen weißen Schleier, ein rotes Kleid und hat einen blauen Umhang auf ihren Knien liegen. Vielleicht hat sie sich doch ein bischen erwärmen lassen & ihn ausgezogen? Auf diesem Umhang & ihren Knien, gehalten von ihren Händen, steht ein kleiner nackter Junge. Seine bleiche Haut reflektiert das Sonnenlicht, das hier, im Bildmittelpunkt, am hellsten strahlt, besonders stark. Rechts und links der Madonna & ihrem Kind stehen in perfekter Symmetrie jeweils ein Mann und eine Frau. Die Männer sind die Bild-Ältesten und stehen ganz vorne am Rand des Bildes. Der Rechte trägt einen roten Mantel samt Kapuze & ist in die Lektüre eines dicken Buches versunken. Der Mann links hat die Lektüre bereits beendet, er hält sein Buch unter dem linken Arm, den Kopf geneigt, den Blick gesenkt. Einerseits wirkt er wie versteinert, andererseits meint man, er sei gerade im Begriff, das Bild zu verlassen, seine rechte Hand und das linke Knie deuten eine Gehbewegung an. Hinter ihm steht eine braunhaarige Frau. Aufgrund der Haarfarbe, der dunkelgrünen & auberginefarbenen Kleidung & weil sie in der Schattenseite der kleinen Kapelle steht, ist das Bild hier am dunkelsten. Ihr gegenüber, denn die beiden Frauen sind der Madonna und einander zugewandt, steht die andere Frau. Sie trägt ein hellviolettes, reich besticktes Gewand & ihre blonden Haare offen. In der einen Hand hält sie ein Glas mit einer grünliches Flüssigkeit, in der anderen eine lange weiße Feder oder eine Art Schilfblatt. Auch die brünette Frau hält ein solches Ding, legt es sich über die Schulter. Lässig, könnte man sagen, wäre da nicht dieser ernste Gesichtsausdruck, der bei ihr am ausgeprägtesten wirkt.
In der Bildmitte, unterhalb der Maria sitzt die einzige Person, deren Blick nicht gen Boden, sondern leicht am Betrachter vorbei geht, ein kleines Mädchen, das Geige spielt.
Über der Madonna erscheint ein weiteres Gesicht, das eines bärtigen Mannes mit Krone. Es ist aus Stein gehauen und schmückt den Thron der Madonna. Über dem Thron erstreckt sich eine prächtige Mosaikkuppel, in ihrem Grundton bräunlich-golden & ausgreifend verziert mit floralen Ornamenten. Der Raum ist weniger eine Kapelle als eine Art Open-Air-Bühne, in deren Halbrund der Madonnenthron steht. Eine weiterführende Decke ist architektonisch angedeutet, jedoch in dem gleichen Himmelblau bemalt wie die seitlichen Außenflächen. Direkt aus dem Himmel hängt nun eine Kette, an der ein großes Ei hängt, Zeichen der unbefleckten Empfängnis Mariens, und weiter unten, aber immer noch hoch über dem Kopf Marias, eine Öllampe. Deren Licht wird jedoch nicht benötigt, da genügend Tageslicht von rechts und links einfällt.
Diese Außenbühne, auf der die Madonna & ihre versteinert wirkende Gesellschaft sich präsentieren ist nun aber keine tatsächliche Bühne, sondern eine gemalte, ebenso wie alles andere Beschriebene gemalt ist. Es handelt sich um das Altarbild in der Venedig-Kirche San Zaccaria, das im Stile einer sacra conversazione die Architektur des tatsächlichen Kirchenbaus weiterführt und gleichzeitig einen neuen Raum aufmacht. Trotzdem bleibt dieser Raum ein zweidimensionales Gemälde auf einer Leinwand, die in den Rundbogen über dem Altar des linken Seitenschiffes eingelassen ist. Das Bild wurde 1505 von Giovanni Bellini ursprünglich auf eine Holzplatte gemalt, im 18. Jhd. jedoch von Napoleons Truppen nach Paris entführt & dort auf eine Leinwand übertragen. Im Laufe der Jahrhunderte und mehrerer Restaurierungen wurde das eigentliche Raumkonzept des Bildes mehrfach geändert. Nun wird die Architektur im Bild oben und unten durch plump wirkende Steinbalken ausgebremst, die die typisch venezianische Bildharmonie stören & eine fließende Anpassung in die tatsächliche Kirchenarchitektur behindern. Auch der rot-weiß-gekachelte Fußboden, auf dem die Figuren stehen, wurde vorne beschnitten & wirkt nun recht knapp bemessen, so dass die Heiligen von ihrer Bühne zu fallen drohen.
Konzentriert man sich jedoch vom Gesamteindruck auf die Personengruppe in der Bildmitte, findet man in diesem Meisterwerk des damals 70-jährigen Bellinis nach wie vor die Harmonie der venezianischen Malerei im 14. und 15. Jahrhundert.
Bei den Personen handelt es sich um den heiligen Hyronimus, dem dieser Altar gewidmet ist, den heiligen Petrus, Katharina von Alexandrien und Lucia. Das musizierende Mädchen zu den Füßen Marias ist ein Engel, wenn auch ohne Flügel.
Die Versunkenheit der Figuren – jede steht und gedenkt für sich, doch in ihrer Andacht sind sie vereint – ist das große inhaltliche Merkmal der sacra conversazione, die über die Darstellung von in Andacht versunkenen Heiligen auch die Gläubigen vor dem Bild zur innerlichen Unterhaltung mit dem Göttlichen anregen möchte.



Donnerstag, 15. Mai 2008

Ultramarinblau/Hanna/Recherchegruppe

Hanna Breinlinger/Recherchegruppe (Mai 08)



Infos zu „Ultramarinblau“

(aus: Farben – Natur/Technik/Kunst, N. Welsch & C.C. Liebermann,
Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg/Berlin, 2003)



die Farbe
:
Ultramarin ist eine dunkelblaue Farbe, die innerhalb der blauen Farbfamilie den höchsten Sättigungsgrad, die höchste Leuchtkraft und die größte Wärme ausstrahlt. Ihr Name leitet sich von dem Umstand ab, dass der ursprüngliche, natürliche Rohstoff, nämlich der Lapislazuli nicht in Europa vorkommt, sondern aus dem zentralasiatischen Raum über ein Meer (lat. ultra mare) eingeführt werden musste. Deshalb ist natürliches Ultramarin-Pigment eine der kostbarsten Malfarben, die im Mittelalter mit Gold aufgewogen wurden. [...]
Obwohl Ultramarin zu den kostbarsten Pigmenten zählt, gehört es aufgrund seiner Farbeigenschaften, nämlich hoher Leuchtkraft und vor allem alterungsbeständiger Lichtechtheit
zu den beliebtesten Farben in der Kunst. Lediglich gegenüber Säuren ist Ultramarin empfindlich, weil der im Farbpigment enthaltende Schwefel mit Säuren reagiert und das Ultramarin in Bildern stumpf werden lässt. Deshalb wurde die Malfarbe auch niemals für die Fresco-Wandmalerei verwendet. [...]
Aufgrund der Nachbarschaft zum Handelshafen war
Ultramarin für venezianische Renaissancemaler freizügiger und kostengünstiger zu erwerben, als für die flämischen oder deutschen Zeitgenossen. In Absprache mit den Auftraggebern wurden für die zentralen oder heiligen Bildinhalte, wie Madonnenmäntel in der Renaissance oder der Himmel in der Barockmalerei, mit dieser kostbaren Farbe gestaltet.“ (S. 194 f.)


der Stein
:
Lapislazuli (auch Lasurit, Lasustein) ist ein tiefblauer Halbedelstein, der seit 5000 Jahren als Schmuck- und Schutzstein sowie als begehrter Farbpigment-Rohstoff für die Farbe Ultramarin hoch geschätzt wird. [...]
Als Farbmittel wurde der zerkleinerte Halbedelstein bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. in Afghanistan zur Ausschmückung von Tempeln genutzt, in der indischen und chinesischen Malerei ist er ab dem 11. Jahrhundert nachgewiesen. 1271 berichtete der berühmte Orientreisende Marco Polo (1254-1324) von dem leuchtend blauen Farbpigment, das er in Afghanistan gesehen hatte. In der europäischen Malkunst spielte
Lapislazuli als Rohstoff für das äußerst kostbare Farbpigment Ultramarin erst ab dem 15. Jahrhundert in der Renaissancemalerei eine wesentliche Rolle. Wegen des enormen Preises für diesen Rohstoff sollen die Auftraggeber von Bildern das Farbmittel bereitgestellt haben. Gegenwärtig werden echte Lapislazuli-Pigmente in Deutschland für mehrere Hundert Euro pro 100 g des Farbmittels angeboten. Das Pigment wird gewonnen, indem der Stein feinst zermahlen und in einem Stoffsäckchen in Wasser bewegt wird. Das dabei durch das Gewebe dringende und sich am Boden absetzende feine Pulver ist das begehrte Blaupigment, das mit einem entsprechenden Bindemittel versetzt zum Einsatz kommt. [...]
Bis in die jüngste Vergangenheit lagen die ertragreichsten und reinsten Lapislazulivorkommen in Afghanistan, und zwar im westlichen Hindukusch-Gebirge, wo der Stein seit mehr als 5000 Jahren abgebaut wird.“ (S. 191 f.)


synthetisches Ultramarin
:
[...] synthetisches Ultramarinblau [...] wird durch Erhitzen und Schmelzen von Soda, Ton und Schwefel erzeugt.“ (S. 153)
Synthetisches Ultramarin ist nicht so lichtbeständig wie natürliches, doch wetterbeständig, aber nicht säureresistent. Wegen der heutigen, leicht säurehaltigen Atmosphäre kann es kaum als Außenfarbe verwendet werden. Und seine Aufarbeitung und Verwendung als Malfarbe ist ziemlich heikel, weil die Farbe u.a. leicht verläuft.
Gegenwärtig gehört synthetisches Ultramarin zu den wichtigsten Blaupigmenten, mit dem Öl- und Aquarellfarben für Künstler, Druckfarben, Lacke, Kunststoffe, Stempelfarben und Kosmetika eingefärbt werden. [...]
Da sowohl natürliches als auch synthetisches Ultramarin ungiftig ist, dürfen damit Lebensmittel gefärbt werden.“ (S. 195 f.)


Philosophie & Psychologie
:
In der Kunst gilt Blau als Farbe der Ferne, des Geistigen und Göttlichen. Bei mittelalterlichen Gemälden wurden besonders wichtige Bildteile, Objekte oder Figuren in Blau und Gold dargestellt.“ (S. 70)
Einige Künstler, die sich lange mit der Farbe [Ultramarin] auseinander gesetzt haben, betrachten die Farbe als kosmisches Urelement und behandeln sie in ihren Bildern als immateriellen Gegenpol zur irdischen Welt.“ (S. 196)
Psychologisch übt Blau genau die entgegengesetzte Wirkung wie Rot auf den Betrachter aus, nämlich beruhigend und entspannend. Blau gilt als Farbe des Gemüts, als Farbe des Träumens und der Sehnsucht. Sie soll für das Unbewusste, die Sanftheit und Tiefe stehen, aber auch für die Klugheit, die Genauigkeit, die Pünktlichkeit, die Leistung, den Mut, die Wahrheit und die Treue.“ (S. 70)




links: natürliches Ultramarin
rechts: synthetisches Ultramarin
(Quelle: Wikipedia/Ultramarin)

Montag, 12. Mai 2008

Stadtgerüst/ Hanna Breinlinger/ Klappergerippe

Hanna Breinlinger (Mai 08)


Klappergerippe (zur Stadtstruktur Venedigs)


„Venedig ist ein Fisch“, behauptet der außergewöhnliche Reiseführer von Tiziano Scarpa.
Und das Cover-Bild beweist: der Stadtkern von Venedig hat die Form eines Fisches: der Bahnhof im Nord-Westen könnte das Auge darstellen, mit der angedeuteten Bahnverbindung aufs Festland als Wimper, bei den Arsenale im Osten beginnt der Schwanz, die große Kurve des Canal Grande deutet eine Flosse an, und das südlich vorgelagerte Giudecca ist sein weit geöffneter Schlund.
Wenn Venedig ein Fisch wäre, dann kein Tiefsee-Fisch, sondern einer, der in seichter Küstennähe, in der „Laguna Veneta“, vor sich hindümpelt.
Venedig dümpelt nicht nur, es verwest. Aber ohne Fischgeruch - denn Venedig ist kein Fisch, sondern ein Konstrukt aus Stock & Stein, das vom Wasser langsam zerfressen wird.
Dieser Fisch ist an die 1500 Jahre alt. Ab dem 4. Jahrhundert nach Christus begann er von Menschenhand zu wachsen. Nach & nach wurden die kleinen Schlamm- & Sandinseln der Lagune mit Baumstämmen aus dem nahen Istrien durchbohrt und fanden Halt in dem sich darunter befindenden Lehmboden. Auf dieses Gitter von Stämmen baute man Fundamente & darauf dann das Mauerwerk. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte sechs Stadtteile mit zahlreichen Kirchen und Palazzi, Plätzen & Gassen. Politisches und kirchliches Herzstück der Stadt war der Markusplatz, an dem der Dogenpalast und die Markuskirche liegen, und in dieser wiederum die Gebeine des Heiligen Markus - angeblich. Östlich des Markusplatzes liegen die Arsenale, ein weitläufiges Hafengebiet, in dem die Schiffsflotten gefertigt & beherbergt wurden, die Venedigs Stellung als Weltmacht am Meer begründeten. Die Waren, die diese Schiffe brachten, Lebensmittel, Gold und edle Stoffe, wurden im ökonomischen Zentrum der Stadt gehandelt, dem Rialto-Viertel, dass sich seitlich von der Mitte des Canal Grande befindet.
Heute nehmen wir Venedig als einen einzigen, kunstvoll geformten Steinklumpen wahr, doch vom Grunde aus ist es ein Konglomerat aus vielen kleinen Inseln, die eng beieinander liegen, durch Kanäle getrennt & mit unzähligen kleinen und größeren Brücken verbunden sind. Jede Insel hat mindestens einen Platz und eine Kirche, ausgenommen das Ghetto, das jüdische Viertel der Stadt - das zahlreichen anderen Außenseiter-Stadtteilen auf der Welt seinen Namen gab - hier findet man mehr Synagogen als Kirchen. Sie sind jedoch nicht so präsent wie die christlichen Gotteshäuser, sondern verstecken sich in den oberen Stockwerken der eng zusammenstehenden Häuser. Lange waren die venezianische Juden auf ein klar abgestecktes Terrain beschränkt & mussten so besonders eng & hoch bauen. Während die Gebäude Venedigs in der Regel 2-, höchstens 3-4-stöckig sind, haben die Häuser im Ghetto 7-8 Stockwerke, weil der Platz nach oben der einzig verfügbare war.
Wenig Raum-Probleme hingegen kannten die reichen Adelsfamilien der Stadt. Sie bauten sich großzügige Palazzi, in denen ein Saal & ein Garten Platz fanden, vornehmlich direkt am Canal Grande gelegen, der Hauptverkehrsader der Stadt, & damit die repräsentativste Adresse.
Der Wasserweg war lange Zeit der meistgenutzte Weg in Venedig, doch heute dominiert der Fußweg. Viele Kanäle wurden zugeschüttet, um neue Gehwege zu schaffen. So ist Venedig auch ein Labyrinth aus Gassen & Gässchen, die sich „fondamenta“ nennen, wenn sie an einem Kanal entlang laufen, oder „sotoportego“, wenn sie unter Gebäuden hindurch führen.
Die Entlastung der Wasserwege kommt der ganzen Stadt zugute, denn der Wellenwurf der Boote nagt langsam aber unaufhörlich an den alten Gemäuern. Deshalb dürfen die Wasser-Busse und -Taxis nur eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit fahren - auch zur Freude der alteingewippten Gondeln, die lieber ruhiges als aufgewühltes Wasser mögen.
Doch auch das Motorboot hat seinen unnatürlichen Feind: das Kreuzfahrtschiff – dieses kommt aus der ganzen Welt & darf aus Richtung Lido bis nahe an den Markusplatz heranfahren. Dort liegt es dann & überragt fast die ganze Stadt, während die ausströmenden Massentouristen die engen Gassen verstopfen. Der Tourismus ist heute der größte Triumph Venedigs, doch er ist auch maßgeblich an dem voranschreitenden Verfall beteiligt. Sei es durch die Kreuzfahrtschiffe, oder durch Billigflieger, die noch anhaltender am Anstieg des Meeresspiegels mitarbeiten ...


Karminrot/ Hanna Breinlinger/ Ka(r)minrot

Hanna Breinlinger (Mai 08)


Ka(r)minrot


Meine ursprüngliche Assoziation zur der Farbe Karminrot hat sich, nun, da ich die Fakten recherchiert habe, als falsch erwiesen. Ich ging davon aus, die Farbe hieße „Kaminrot“ - dazu dachte ich mir einen Kamin aus rötlichen Backsteinen.
Auch wenn die Farbe nichts mit einem Kamin zu tun hat, bleibt sie dennoch eine warme Farbe. Rot ist grundsätzlich ein warmer Ton, auch wenn es Nuancen gibt, die die Wärme besser transportieren als andere, beispielsweise als ein sehr grelles Rot.
Was bedeutet nun aber das Wort „Karmin“ & weshalb wurde die Farbe danach benannt?
Wikipedia verrät, dass „Karmin“ von dem arabisch-persischen Wort „Kermes“ für „Scharlachbeere“ abgeleitet ist. Demnach ist Karminrot eng verwandt mit Scharlachrot. Darunter stelle ich mir einen vollen, mitteldunklen, aber dennoch signalhaft wirkenden Rot-Ton vor.
Ebenfalls „Kermes“ heißen die Schildläuse, aus denen der Farbstoff ursprünglich gewonnen wurde. Heute wird er meist künstlich erzeugt & nennt sich, wenn man ihn in Lebensmitteln oder Kosmetika wiederfindet, E 120, oder, in leichter Abwandlung, E 124.
Auch aus dem Läuse-Karmin kann man unterschiedliche Rot-Töne gewinnen: von „Scharlachrot“, über „Karminrot“ bis „Purpurrot“ - wieder ein neuer Rot-Ton, den man genauer differenzieren müsste oder könnte.
Wenn ich mir nun die neuen Fakten überlege, nämlich auch, dass erst 1 Kilo Läuse 50 Gramm Farbe ergeben, bleibe ich lieber bei meiner harmlosen Vorstellung von „Kaminrot“, das von rötlichen Backsteinen kommt ... also ein warmes, abgedämpftes Rot, dass zwischen Orange und Braun changiert.
(Nach einer kurzen Unterhaltung mit Frau Ritter, in der ich sie auf ihre – nach meinen Vorstellungen - karminrote Hose ansprach, stellte sich heraus, dass es sich bei dem von mir gedachten Farbton doch eher um ein Rost-Rot handelt ...)

Smaragdgrün/ Hanna Breinlinger/ Assoziationen zu Smaragdgrün

Hanna Breinlinger (April 08)


Assoziationen zu Smaragdgrün


Smaragdgrün - das sind für mich edle Geschmeide an den Körpern reicher und berühmter Frauen.
Maria Callas zum Beispiel, die zu einem Empfang eine große Abend-Robe trägt und dazu ein grün-funkelndes Collier.
Oder Ohrringe, oder einen Ring, oder alles auf einmal - Smaragdgrün ist Luxus. Ein wertvoller Schmuckstein, der in Gold, Silber oder Platin gefasst ist, alleine, oder gepaart mit Diamanten, mit denen er um die Wette strahlt.
Auch mit den Augen des Stars - aber der Stein ist keine Konkurrenz, sondern ein gebührender Begleiter, der die Erscheinung der Trägerin veredelt.
Der Name des Farbtons stammt von dem entsprechenden Edelstein: dem Smaragd. Es ist demnach kein dumpfes Moosgrün oder dunkeles Fichtengrün, nicht dicht und undurchdringlich, sondern ein durchstrahlend transparentes Grün. Der geschliffene Stein lässt das Licht einfallen & spiegelt es gleichzeitig wieder.
Smaragdgrün erinnert mich auch an Reptilien: Geckos oder Chamäleons, deren Farbton nicht eindeutig zu bestimmen ist, sondern zwischen verschiedenen Nuancen changiert.
Dennoch ist es eher dunkel - ein reifes Grün, dass von reiferen Damen getragen wird.
Smaragdgrün übt Zurückhaltung & Eleganz, anstatt offensiv und ordinär zu sein.
Es hat Glamour - keinen pinkfarbenen Paris-Hilton-Glamour, sondern die Klasse von großen Opern-Diven.
Ein Grün, das besser zu dunklem als zu blondem Haar passt & weniger zu Lipgloss als zu tiefrotem Lippenstift.


Vorstellung/ Hanna Breinlinger/ Venedig-Bilder

Hanna Breinlinger (April 08)


Venedig-Vorstellungen/Venedig-Bilder


Ende September/Anfang Oktober des letzten Jahres habe ich 10 Tage in Venedig verbracht & dort viele spezielle & persönliche Bilder gesammelt – deshalb fällt es mir nun etwas schwer, über allgemeine Bilder nachzudenken. Ich muss also in die Zeit vor dieser Reise zurückgehen und mich fragen, welche Vorstellungen ich damals von Venedig hatte.
Oder überlegen: welche der gesammelten Bilder sind eher allgemein(gültig)?
Venedig ist im Allgemeinen wohl das, was man von Postkarten-Motiven kennt: blauer Himmel, türkisfarbene Lagunen-Kanäle, schwarzlackierte Gondeln, die von stroh-behuteten Gondolieri kunstvoll gesteuert werden. Die Passagiere sitzen in gepolsterten Stühlen & werden von Live-Musikern begleitet, wenn ihr Budget es erlaubt.
Rechts & links der Kanäle, vornehmlich des Canale Grande, erheben sich die Palazzi aus dem Wasser der Lagune. Es sind prächtige Bauten, die den Charme des Altertümlichen verströhmen.
Putz blättert ab, je weiter unten, desto mehr, denn das Wasser knabbert langsam aber unaufhörlich an der Stadt.
Venedig, das bedeutet auch Untergangs-Szenarien: wie lange wird Venedig noch stehen? Wann siegen Wind, Wetter & Wasser und erobern sich das eigentlich unbebaubare Terrain zurück? Welche neuen Pläne gibt es, die Stadt zu retten? Wird ein Millionen verschlingendes Schleusen-System gebaut, um die Lagune vor den Launen des Meeres zu schützen?
Diese Vorhaben muten nach wie vor abstrakt an, auch wenn der Klimawandel & der Anstieg des Meeresspiegels momentan in aller Munde sind.
Venedig selbst ist so abstrakt, dass auch sein möglicher Untergang es bleibt. Abstrakt im Sinne von unfassbar: eine Stadt, die im Wasser steht? Das glaube ich erst, wenn ich es selbst gesehen habe ...
Für mich wird Venedig immer von einem Hauch des Unrealen umweht – der Standort & die Schönheit sind so außergewöhnlich, dass die Stadt mir vorkommt wie ein einziges Traumgebilde.
Das geht mir immer noch so, obwohl ich nun einige Tage dort verbracht habe. Aber Venedig unterscheidet sich so grundlegend von Hildesheim (und dem Rest von Deutschland, Europa & der Welt – trotz Hamburg, das ja noch mehr Brücken haben soll, Amsterdam, wo es auch viele Kanäle gibt, oder Venice in Los Angeles, das nur eine billige Kopie ist), dass ich, zurückgekehrt, fast nicht mehr glauben kann, dort gewesen zu sein.
Aber zurück zu den allgemeinen Venedig-Bildern: der Markusplatz gehört natürlich dazu, ob nun überflutet von Wasser, oder von Menschen & Tauben. Was gibt es in Venedig mehr, Tauben oder Touristen? & was ist die größere Plage? Tauben werden auch die Ratten der Lüfte genannt, doch auf dem Markusplatz sind sie längst etabliert, werden gefüttert & fotografiert, gehören fest zum Stadtbild. Ich empfinde eher die Touristen als Plage – obwohl ich selbst einer bin. Wahrscheinlich ärgert sich jeder Angereiste (& Anwohner) über das Gedränge in den engen Gassen, vor allem zur Hochsaison - aber jeder einzelne Tourist ist ein eingedrungenes Steinchen in diesem ewig wimmelnden Mosaik.
Aber ich war doch wenigstens als Quality-Tourist unterwegs ... ich habe in einer Wohnung gewohnt, habe alle Stadtteile Venedigs aufgesucht, nicht nur den Markusplatz, die Shopping-Gassen um ihn herum, den Canale Grande & die Rialto-Brücke ... ich bin mit dem Zug gekommen, nicht mit einem Billigflieger, oder einem Ozean-Kreuzer, der bis vor den Markusplatz fahren darf & die ganze Stadt zu überragen scheint ... ich war nicht nur 2 Tage dort, sondern 10, und konnte so einen Eindruck vom every-day-life der Einwohner gewinnen ... ich habe das Boot gesehen, das die Verstorbenen aus dem Hospitale zur Friedhofsinsel bringt, oder ein Motorboot, das den Hotels das Klopapier anliefert - nicht bloß die schwarz lackierten Gondeln, auf denen kleine Opern inszeniert werden ...
Trotzdem, ich weiß den Namen des Kanals nicht mehr, an dem wir neben überwiegend Einheimischen einen Kaffee getrunken haben ... auch nach 10 Tagen bleibt Venedig mir fremd ...
Aber meine Liebe zu dieser Stadt ist weiter gewachsen. Und so freue ich mich darauf, bald zurückzukehren, & das Geheimnis dieses merkwürdigen aber realen Traumgebildes weiter zu ergründen.
Gibt es ein reales oder imaginiertes Bild, das meine Vorstellungen von Venedig treffend wiedergibt?
Ein solches Bild fällt mir spontan nicht ein. Ein gemaltes schon gar nicht, da ich nicht viel Gemälde von Venedig kenne, & wenn, dann nur „alte Schinken“, mit denen ich mich in der Regel nicht identifizieren kann. Fotos hingegen habe ich unzählige gesehen, aber keines ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Auf die Kitschigen habe ich nur einen kurzen Blick geworfen, weil sie nichts Neues zu bieten haben. Die Kunstvolleren sind interessanter, da sie neue Perspektiven zeigen, oder Details erfassen, die sonst untergehen. Aber da ich nun so viel von Venedig gesehen habe, reicht ein Detail mir nicht aus, um die Stadt in ihrer Vielschichtigkeit wieder zu geben. Und Allgemeingültigkeit ist in einem Detail nur schwer zu bündeln.
Natürlich habe ich auch selbst Fotos von Venedig gemacht. Oder besser gesagt: 'in' Venedig. Denn auch mir ist kein Bild gelungen, das mir alleine ausreichen würde.
Es gibt aber das ein und andere Lieblingsbild: zum Beispiel ein paar Häuser, die auf dem Kopf zu stehen scheinen – an einigen verwellten Linien erkennt man jedoch, dass es sich um Spiegelungen in einem Kanal handelt. Oder das Bild eines marmornen geflügelten Löwen, dem Wappentier der Stadt, der seinen schweren Kopf müde auf seine starken Pranken gelegt hat, & dessen Augen leidvoll zum Himmel schauen.
Ob er sich wünscht, dass seine Flügel seinen massigen Körper davon tragen mögen, damit er dem Ansturm der Touristen entkommen kann? Er bewacht in einer der unzähligen Kirchen Venedigs das Grab eines großen Malers – doch auch hier herrscht keine Ruhe. Auch hier drängen sich die Touristen & ihre Kameras blitzen grell ins Dunkel der Kirche. Die Namen von Kirche & Künstler sind mir wieder entfallen, aber den Namen der Stadt vergesse ich nie: Venedig - Venice - Venezia!