Hier habe ich die Gruppen-Fotos hochgeladen, da könnt ihr euch die runterladen, die ihr haben möchtet.
Ciao, Hanna :-).








Hanna Breinlinger (Mai 08)
Bildbeschreibung der „Pala di San Zaccaria“ von Giovanni Bellini
Das Bild zeigt eine Menschengruppe in einem offenen Raum. Der Raum ist nach beiden Seiten, nach oben und nach vorne geöffnet, nur nach hinten ist er geschlossen. Von den Seiten fällt Sonnenlicht ein, die angedeutete Vegetation sieht gesund aus & nach den kleinen weißen Wolken am Himmel zu urteilen, weht vielleicht sogar ein frisches Lüftchen. Trotz dieser sommerlichen Außenstimmung wirken die Personen im Bild ernst und schwer. Manche Gesichter sind besonders versunken & in Schatten getaucht. Auf die Frau in der Mitte fällt das meiste Licht. Sie trägt einen weißen Schleier, ein rotes Kleid und hat einen blauen Umhang auf ihren Knien liegen. Vielleicht hat sie sich doch ein bischen erwärmen lassen & ihn ausgezogen? Auf diesem Umhang & ihren Knien, gehalten von ihren Händen, steht ein kleiner nackter Junge. Seine bleiche Haut reflektiert das Sonnenlicht, das hier, im Bildmittelpunkt, am hellsten strahlt, besonders stark. Rechts und links der Madonna & ihrem Kind stehen in perfekter Symmetrie jeweils ein Mann und eine Frau. Die Männer sind die Bild-Ältesten und stehen ganz vorne am Rand des Bildes. Der Rechte trägt einen roten Mantel samt Kapuze & ist in die Lektüre eines dicken Buches versunken. Der Mann links hat die Lektüre bereits beendet, er hält sein Buch unter dem linken Arm, den Kopf geneigt, den Blick gesenkt. Einerseits wirkt er wie versteinert, andererseits meint man, er sei gerade im Begriff, das Bild zu verlassen, seine rechte Hand und das linke Knie deuten eine Gehbewegung an. Hinter ihm steht eine braunhaarige Frau. Aufgrund der Haarfarbe, der dunkelgrünen & auberginefarbenen Kleidung & weil sie in der Schattenseite der kleinen Kapelle steht, ist das Bild hier am dunkelsten. Ihr gegenüber, denn die beiden Frauen sind der Madonna und einander zugewandt, steht die andere Frau. Sie trägt ein hellviolettes, reich besticktes Gewand & ihre blonden Haare offen. In der einen Hand hält sie ein Glas mit einer grünliches Flüssigkeit, in der anderen eine lange weiße Feder oder eine Art Schilfblatt. Auch die brünette Frau hält ein solches Ding, legt es sich über die Schulter. Lässig, könnte man sagen, wäre da nicht dieser ernste Gesichtsausdruck, der bei ihr am ausgeprägtesten wirkt.
In der Bildmitte, unterhalb der Maria sitzt die einzige Person, deren Blick nicht gen Boden, sondern leicht am Betrachter vorbei geht, ein kleines Mädchen, das Geige spielt.
Über der Madonna erscheint ein weiteres Gesicht, das eines bärtigen Mannes mit Krone. Es ist aus Stein gehauen und schmückt den Thron der Madonna. Über dem Thron erstreckt sich eine prächtige Mosaikkuppel, in ihrem Grundton bräunlich-golden & ausgreifend verziert mit floralen Ornamenten. Der Raum ist weniger eine Kapelle als eine Art Open-Air-Bühne, in deren Halbrund der Madonnenthron steht. Eine weiterführende Decke ist architektonisch angedeutet, jedoch in dem gleichen Himmelblau bemalt wie die seitlichen Außenflächen. Direkt aus dem Himmel hängt nun eine Kette, an der ein großes Ei hängt, Zeichen der unbefleckten Empfängnis Mariens, und weiter unten, aber immer noch hoch über dem Kopf Marias, eine Öllampe. Deren Licht wird jedoch nicht benötigt, da genügend Tageslicht von rechts und links einfällt.
Diese Außenbühne, auf der die Madonna & ihre versteinert wirkende Gesellschaft sich präsentieren ist nun aber keine tatsächliche Bühne, sondern eine gemalte, ebenso wie alles andere Beschriebene gemalt ist. Es handelt sich um das Altarbild in der Venedig-Kirche San Zaccaria, das im Stile einer sacra conversazione die Architektur des tatsächlichen Kirchenbaus weiterführt und gleichzeitig einen neuen Raum aufmacht. Trotzdem bleibt dieser Raum ein zweidimensionales Gemälde auf einer Leinwand, die in den Rundbogen über dem Altar des linken Seitenschiffes eingelassen ist. Das Bild wurde 1505 von Giovanni Bellini ursprünglich auf eine Holzplatte gemalt, im 18. Jhd. jedoch von Napoleons Truppen nach Paris entführt & dort auf eine Leinwand übertragen. Im Laufe der Jahrhunderte und mehrerer Restaurierungen wurde das eigentliche Raumkonzept des Bildes mehrfach geändert. Nun wird die Architektur im Bild oben und unten durch plump wirkende Steinbalken ausgebremst, die die typisch venezianische Bildharmonie stören & eine fließende Anpassung in die tatsächliche Kirchenarchitektur behindern. Auch der rot-weiß-gekachelte Fußboden, auf dem die Figuren stehen, wurde vorne beschnitten & wirkt nun recht knapp bemessen, so dass die Heiligen von ihrer Bühne zu fallen drohen.
Konzentriert man sich jedoch vom Gesamteindruck auf die Personengruppe in der Bildmitte, findet man in diesem Meisterwerk des damals 70-jährigen Bellinis nach wie vor die Harmonie der venezianischen Malerei im 14. und 15. Jahrhundert.
Bei den Personen handelt es sich um den heiligen Hyronimus, dem dieser Altar gewidmet ist, den heiligen Petrus, Katharina von Alexandrien und Lucia. Das musizierende Mädchen zu den Füßen Marias ist ein Engel, wenn auch ohne Flügel.
Die Versunkenheit der Figuren – jede steht und gedenkt für sich, doch in ihrer Andacht sind sie vereint – ist das große inhaltliche Merkmal der sacra conversazione, die über die Darstellung von in Andacht versunkenen Heiligen auch die Gläubigen vor dem Bild zur innerlichen Unterhaltung mit dem Göttlichen anregen möchte.
Infos zu „Ultramarinblau“
(aus: Farben – Natur/Technik/Kunst, N. Welsch & C.C. Liebermann,
Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg/Berlin, 2003)
die Farbe:
„Ultramarin ist eine dunkelblaue Farbe, die innerhalb der blauen Farbfamilie den höchsten Sättigungsgrad, die höchste Leuchtkraft und die größte Wärme ausstrahlt. Ihr Name leitet sich von dem Umstand ab, dass der ursprüngliche, natürliche Rohstoff, nämlich der Lapislazuli nicht in Europa vorkommt, sondern aus dem zentralasiatischen Raum über ein Meer (lat. ultra mare) eingeführt werden musste. Deshalb ist natürliches Ultramarin-Pigment eine der kostbarsten Malfarben, die im Mittelalter mit Gold aufgewogen wurden. [...]
Obwohl Ultramarin zu den kostbarsten Pigmenten zählt, gehört es aufgrund seiner Farbeigenschaften, nämlich hoher Leuchtkraft und vor allem alterungsbeständiger Lichtechtheit zu den beliebtesten Farben in der Kunst. Lediglich gegenüber Säuren ist Ultramarin empfindlich, weil der im Farbpigment enthaltende Schwefel mit Säuren reagiert und das Ultramarin in Bildern stumpf werden lässt. Deshalb wurde die Malfarbe auch niemals für die Fresco-Wandmalerei verwendet. [...]
Aufgrund der Nachbarschaft zum Handelshafen war Ultramarin für venezianische Renaissancemaler freizügiger und kostengünstiger zu erwerben, als für die flämischen oder deutschen Zeitgenossen. In Absprache mit den Auftraggebern wurden für die zentralen oder heiligen Bildinhalte, wie Madonnenmäntel in der Renaissance oder der Himmel in der Barockmalerei, mit dieser kostbaren Farbe gestaltet.“ (S. 194 f.)
der Stein:
„Lapislazuli (auch Lasurit, Lasustein) ist ein tiefblauer Halbedelstein, der seit 5000 Jahren als Schmuck- und Schutzstein sowie als begehrter Farbpigment-Rohstoff für die Farbe Ultramarin hoch geschätzt wird. [...]
Als Farbmittel wurde der zerkleinerte Halbedelstein bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. in Afghanistan zur Ausschmückung von Tempeln genutzt, in der indischen und chinesischen Malerei ist er ab dem 11. Jahrhundert nachgewiesen. 1271 berichtete der berühmte Orientreisende Marco Polo (1254-1324) von dem leuchtend blauen Farbpigment, das er in Afghanistan gesehen hatte. In der europäischen Malkunst spielte Lapislazuli als Rohstoff für das äußerst kostbare Farbpigment Ultramarin erst ab dem 15. Jahrhundert in der Renaissancemalerei eine wesentliche Rolle. Wegen des enormen Preises für diesen Rohstoff sollen die Auftraggeber von Bildern das Farbmittel bereitgestellt haben. Gegenwärtig werden echte Lapislazuli-Pigmente in Deutschland für mehrere Hundert Euro pro 100 g des Farbmittels angeboten. Das Pigment wird gewonnen, indem der Stein feinst zermahlen und in einem Stoffsäckchen in Wasser bewegt wird. Das dabei durch das Gewebe dringende und sich am Boden absetzende feine Pulver ist das begehrte Blaupigment, das mit einem entsprechenden Bindemittel versetzt zum Einsatz kommt. [...]
Bis in die jüngste Vergangenheit lagen die ertragreichsten und reinsten Lapislazulivorkommen in Afghanistan, und zwar im westlichen Hindukusch-Gebirge, wo der Stein seit mehr als 5000 Jahren abgebaut wird.“ (S. 191 f.)
synthetisches Ultramarin:
„ [...] synthetisches Ultramarinblau [...] wird durch Erhitzen und Schmelzen von Soda, Ton und Schwefel erzeugt.“ (S. 153)
„ Synthetisches Ultramarin ist nicht so lichtbeständig wie natürliches, doch wetterbeständig, aber nicht säureresistent. Wegen der heutigen, leicht säurehaltigen Atmosphäre kann es kaum als Außenfarbe verwendet werden. Und seine Aufarbeitung und Verwendung als Malfarbe ist ziemlich heikel, weil die Farbe u.a. leicht verläuft.
Gegenwärtig gehört synthetisches Ultramarin zu den wichtigsten Blaupigmenten, mit dem Öl- und Aquarellfarben für Künstler, Druckfarben, Lacke, Kunststoffe, Stempelfarben und Kosmetika eingefärbt werden. [...]
Da sowohl natürliches als auch synthetisches Ultramarin ungiftig ist, dürfen damit Lebensmittel gefärbt werden.“ (S. 195 f.)
Philosophie & Psychologie:
„ In der Kunst gilt Blau als Farbe der Ferne, des Geistigen und Göttlichen. Bei mittelalterlichen Gemälden wurden besonders wichtige Bildteile, Objekte oder Figuren in Blau und Gold dargestellt.“ (S. 70)
„ Einige Künstler, die sich lange mit der Farbe [Ultramarin] auseinander gesetzt haben, betrachten die Farbe als kosmisches Urelement und behandeln sie in ihren Bildern als immateriellen Gegenpol zur irdischen Welt.“ (S. 196)
„Psychologisch übt Blau genau die entgegengesetzte Wirkung wie Rot auf den Betrachter aus, nämlich beruhigend und entspannend. Blau gilt als Farbe des Gemüts, als Farbe des Träumens und der Sehnsucht. Sie soll für das Unbewusste, die Sanftheit und Tiefe stehen, aber auch für die Klugheit, die Genauigkeit, die Pünktlichkeit, die Leistung, den Mut, die Wahrheit und die Treue.“ (S. 70)
Hanna Breinlinger (Mai 08)
Klappergerippe (zur Stadtstruktur Venedigs)
„Venedig ist ein Fisch“, behauptet der außergewöhnliche Reiseführer von Tiziano Scarpa.
Und das Cover-Bild beweist: der Stadtkern von Venedig hat die Form eines Fisches: der Bahnhof im Nord-Westen könnte das Auge darstellen, mit der angedeuteten Bahnverbindung aufs Festland als Wimper, bei den Arsenale im Osten beginnt der Schwanz, die große Kurve des Canal Grande deutet eine Flosse an, und das südlich vorgelagerte Giudecca ist sein weit geöffneter Schlund.
Wenn Venedig ein Fisch wäre, dann kein Tiefsee-Fisch, sondern einer, der in seichter Küstennähe, in der „Laguna Veneta“, vor sich hindümpelt.
Venedig dümpelt nicht nur, es verwest. Aber ohne Fischgeruch - denn Venedig ist kein Fisch, sondern ein Konstrukt aus Stock & Stein, das vom Wasser langsam zerfressen wird.
Dieser Fisch ist an die 1500 Jahre alt. Ab dem 4. Jahrhundert nach Christus begann er von Menschenhand zu wachsen. Nach & nach wurden die kleinen Schlamm- & Sandinseln der Lagune mit Baumstämmen aus dem nahen Istrien durchbohrt und fanden Halt in dem sich darunter befindenden Lehmboden. Auf dieses Gitter von Stämmen baute man Fundamente & darauf dann das Mauerwerk. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte sechs Stadtteile mit zahlreichen Kirchen und Palazzi, Plätzen & Gassen. Politisches und kirchliches Herzstück der Stadt war der Markusplatz, an dem der Dogenpalast und die Markuskirche liegen, und in dieser wiederum die Gebeine des Heiligen Markus - angeblich. Östlich des Markusplatzes liegen die Arsenale, ein weitläufiges Hafengebiet, in dem die Schiffsflotten gefertigt & beherbergt wurden, die Venedigs Stellung als Weltmacht am Meer begründeten. Die Waren, die diese Schiffe brachten, Lebensmittel, Gold und edle Stoffe, wurden im ökonomischen Zentrum der Stadt gehandelt, dem Rialto-Viertel, dass sich seitlich von der Mitte des Canal Grande befindet.
Heute nehmen wir Venedig als einen einzigen, kunstvoll geformten Steinklumpen wahr, doch vom Grunde aus ist es ein Konglomerat aus vielen kleinen Inseln, die eng beieinander liegen, durch Kanäle getrennt & mit unzähligen kleinen und größeren Brücken verbunden sind. Jede Insel hat mindestens einen Platz und eine Kirche, ausgenommen das Ghetto, das jüdische Viertel der Stadt - das zahlreichen anderen Außenseiter-Stadtteilen auf der Welt seinen Namen gab - hier findet man mehr Synagogen als Kirchen. Sie sind jedoch nicht so präsent wie die christlichen Gotteshäuser, sondern verstecken sich in den oberen Stockwerken der eng zusammenstehenden Häuser. Lange waren die venezianische Juden auf ein klar abgestecktes Terrain beschränkt & mussten so besonders eng & hoch bauen. Während die Gebäude Venedigs in der Regel 2-, höchstens 3-4-stöckig sind, haben die Häuser im Ghetto 7-8 Stockwerke, weil der Platz nach oben der einzig verfügbare war.
Wenig Raum-Probleme hingegen kannten die reichen Adelsfamilien der Stadt. Sie bauten sich großzügige Palazzi, in denen ein Saal & ein Garten Platz fanden, vornehmlich direkt am Canal Grande gelegen, der Hauptverkehrsader der Stadt, & damit die repräsentativste Adresse.
Der Wasserweg war lange Zeit der meistgenutzte Weg in Venedig, doch heute dominiert der Fußweg. Viele Kanäle wurden zugeschüttet, um neue Gehwege zu schaffen. So ist Venedig auch ein Labyrinth aus Gassen & Gässchen, die sich „fondamenta“ nennen, wenn sie an einem Kanal entlang laufen, oder „sotoportego“, wenn sie unter Gebäuden hindurch führen.
Die Entlastung der Wasserwege kommt der ganzen Stadt zugute, denn der Wellenwurf der Boote nagt langsam aber unaufhörlich an den alten Gemäuern. Deshalb dürfen die Wasser-Busse und -Taxis nur eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit fahren - auch zur Freude der alteingewippten Gondeln, die lieber ruhiges als aufgewühltes Wasser mögen.
Doch auch das Motorboot hat seinen unnatürlichen Feind: das Kreuzfahrtschiff – dieses kommt aus der ganzen Welt & darf aus Richtung Lido bis nahe an den Markusplatz heranfahren. Dort liegt es dann & überragt fast die ganze Stadt, während die ausströmenden Massentouristen die engen Gassen verstopfen. Der Tourismus ist heute der größte Triumph Venedigs, doch er ist auch maßgeblich an dem voranschreitenden Verfall beteiligt. Sei es durch die Kreuzfahrtschiffe, oder durch Billigflieger, die noch anhaltender am Anstieg des Meeresspiegels mitarbeiten ...
Hanna Breinlinger (Mai 08)
Ka(r)minrot
Meine ursprüngliche Assoziation zur der Farbe Karminrot hat sich, nun, da ich die Fakten recherchiert habe, als falsch erwiesen. Ich ging davon aus, die Farbe hieße „Kaminrot“ - dazu dachte ich mir einen Kamin aus rötlichen Backsteinen.
Auch wenn die Farbe nichts mit einem Kamin zu tun hat, bleibt sie dennoch eine warme Farbe. Rot ist grundsätzlich ein warmer Ton, auch wenn es Nuancen gibt, die die Wärme besser transportieren als andere, beispielsweise als ein sehr grelles Rot.
Was bedeutet nun aber das Wort „Karmin“ & weshalb wurde die Farbe danach benannt?
Wikipedia verrät, dass „Karmin“ von dem arabisch-persischen Wort „Kermes“ für „Scharlachbeere“ abgeleitet ist. Demnach ist Karminrot eng verwandt mit Scharlachrot. Darunter stelle ich mir einen vollen, mitteldunklen, aber dennoch signalhaft wirkenden Rot-Ton vor.
Ebenfalls „Kermes“ heißen die Schildläuse, aus denen der Farbstoff ursprünglich gewonnen wurde. Heute wird er meist künstlich erzeugt & nennt sich, wenn man ihn in Lebensmitteln oder Kosmetika wiederfindet, E 120, oder, in leichter Abwandlung, E 124.
Auch aus dem Läuse-Karmin kann man unterschiedliche Rot-Töne gewinnen: von „Scharlachrot“, über „Karminrot“ bis „Purpurrot“ - wieder ein neuer Rot-Ton, den man genauer differenzieren müsste oder könnte.
Wenn ich mir nun die neuen Fakten überlege, nämlich auch, dass erst 1 Kilo Läuse 50 Gramm Farbe ergeben, bleibe ich lieber bei meiner harmlosen Vorstellung von „Kaminrot“, das von rötlichen Backsteinen kommt ... also ein warmes, abgedämpftes Rot, dass zwischen Orange und Braun changiert.
(Nach einer kurzen Unterhaltung mit Frau Ritter, in der ich sie auf ihre – nach meinen Vorstellungen - karminrote Hose ansprach, stellte sich heraus, dass es sich bei dem von mir gedachten Farbton doch eher um ein Rost-Rot handelt ...)
Assoziationen zu Smaragdgrün
Smaragdgrün - das sind für mich edle Geschmeide an den Körpern reicher und berühmter Frauen.
Maria Callas zum Beispiel, die zu einem Empfang eine große Abend-Robe trägt und dazu ein grün-funkelndes Collier.
Oder Ohrringe, oder einen Ring, oder alles auf einmal - Smaragdgrün ist Luxus. Ein wertvoller Schmuckstein, der in Gold, Silber oder Platin gefasst ist, alleine, oder gepaart mit Diamanten, mit denen er um die Wette strahlt.
Auch mit den Augen des Stars - aber der Stein ist keine Konkurrenz, sondern ein gebührender Begleiter, der die Erscheinung der Trägerin veredelt.
Der Name des Farbtons stammt von dem entsprechenden Edelstein: dem Smaragd. Es ist demnach kein dumpfes Moosgrün oder dunkeles Fichtengrün, nicht dicht und undurchdringlich, sondern ein durchstrahlend transparentes Grün. Der geschliffene Stein lässt das Licht einfallen & spiegelt es gleichzeitig wieder.
Smaragdgrün erinnert mich auch an Reptilien: Geckos oder Chamäleons, deren Farbton nicht eindeutig zu bestimmen ist, sondern zwischen verschiedenen Nuancen changiert.
Dennoch ist es eher dunkel - ein reifes Grün, dass von reiferen Damen getragen wird.
Smaragdgrün übt Zurückhaltung & Eleganz, anstatt offensiv und ordinär zu sein.
Es hat Glamour - keinen pinkfarbenen Paris-Hilton-Glamour, sondern die Klasse von großen Opern-Diven.
Ein Grün, das besser zu dunklem als zu blondem Haar passt & weniger zu Lipgloss als zu tiefrotem Lippenstift.
Venedig-Vorstellungen/Venedig-Bilder
Ende September/Anfang Oktober des letzten Jahres habe ich 10 Tage in Venedig verbracht & dort viele spezielle & persönliche Bilder gesammelt – deshalb fällt es mir nun etwas schwer, über allgemeine Bilder nachzudenken. Ich muss also in die Zeit vor dieser Reise zurückgehen und mich fragen, welche Vorstellungen ich damals von Venedig hatte.
Oder überlegen: welche der gesammelten Bilder sind eher allgemein(gültig)?
Venedig ist im Allgemeinen wohl das, was man von Postkarten-Motiven kennt: blauer Himmel, türkisfarbene Lagunen-Kanäle, schwarzlackierte Gondeln, die von stroh-behuteten Gondolieri kunstvoll gesteuert werden. Die Passagiere sitzen in gepolsterten Stühlen & werden von Live-Musikern begleitet, wenn ihr Budget es erlaubt.
Rechts & links der Kanäle, vornehmlich des Canale Grande, erheben sich die Palazzi aus dem Wasser der Lagune. Es sind prächtige Bauten, die den Charme des Altertümlichen verströhmen.
Putz blättert ab, je weiter unten, desto mehr, denn das Wasser knabbert langsam aber unaufhörlich an der Stadt.
Venedig, das bedeutet auch Untergangs-Szenarien: wie lange wird Venedig noch stehen? Wann siegen Wind, Wetter & Wasser und erobern sich das eigentlich unbebaubare Terrain zurück? Welche neuen Pläne gibt es, die Stadt zu retten? Wird ein Millionen verschlingendes Schleusen-System gebaut, um die Lagune vor den Launen des Meeres zu schützen?
Diese Vorhaben muten nach wie vor abstrakt an, auch wenn der Klimawandel & der Anstieg des Meeresspiegels momentan in aller Munde sind.
Venedig selbst ist so abstrakt, dass auch sein möglicher Untergang es bleibt. Abstrakt im Sinne von unfassbar: eine Stadt, die im Wasser steht? Das glaube ich erst, wenn ich es selbst gesehen habe ...
Für mich wird Venedig immer von einem Hauch des Unrealen umweht – der Standort & die Schönheit sind so außergewöhnlich, dass die Stadt mir vorkommt wie ein einziges Traumgebilde.
Das geht mir immer noch so, obwohl ich nun einige Tage dort verbracht habe. Aber Venedig unterscheidet sich so grundlegend von Hildesheim (und dem Rest von Deutschland, Europa & der Welt – trotz Hamburg, das ja noch mehr Brücken haben soll, Amsterdam, wo es auch viele Kanäle gibt, oder Venice in Los Angeles, das nur eine billige Kopie ist), dass ich, zurückgekehrt, fast nicht mehr glauben kann, dort gewesen zu sein.
Aber zurück zu den allgemeinen Venedig-Bildern: der Markusplatz gehört natürlich dazu, ob nun überflutet von Wasser, oder von Menschen & Tauben. Was gibt es in Venedig mehr, Tauben oder Touristen? & was ist die größere Plage? Tauben werden auch die Ratten der Lüfte genannt, doch auf dem Markusplatz sind sie längst etabliert, werden gefüttert & fotografiert, gehören fest zum Stadtbild. Ich empfinde eher die Touristen als Plage – obwohl ich selbst einer bin. Wahrscheinlich ärgert sich jeder Angereiste (& Anwohner) über das Gedränge in den engen Gassen, vor allem zur Hochsaison - aber jeder einzelne Tourist ist ein eingedrungenes Steinchen in diesem ewig wimmelnden Mosaik.
Aber ich war doch wenigstens als Quality-Tourist unterwegs ... ich habe in einer Wohnung gewohnt, habe alle Stadtteile Venedigs aufgesucht, nicht nur den Markusplatz, die Shopping-Gassen um ihn herum, den Canale Grande & die Rialto-Brücke ... ich bin mit dem Zug gekommen, nicht mit einem Billigflieger, oder einem Ozean-Kreuzer, der bis vor den Markusplatz fahren darf & die ganze Stadt zu überragen scheint ... ich war nicht nur 2 Tage dort, sondern 10, und konnte so einen Eindruck vom every-day-life der Einwohner gewinnen ... ich habe das Boot gesehen, das die Verstorbenen aus dem Hospitale zur Friedhofsinsel bringt, oder ein Motorboot, das den Hotels das Klopapier anliefert - nicht bloß die schwarz lackierten Gondeln, auf denen kleine Opern inszeniert werden ...
Trotzdem, ich weiß den Namen des Kanals nicht mehr, an dem wir neben überwiegend Einheimischen einen Kaffee getrunken haben ... auch nach 10 Tagen bleibt Venedig mir fremd ...
Aber meine Liebe zu dieser Stadt ist weiter gewachsen. Und so freue ich mich darauf, bald zurückzukehren, & das Geheimnis dieses merkwürdigen aber realen Traumgebildes weiter zu ergründen.
Gibt es ein reales oder imaginiertes Bild, das meine Vorstellungen von Venedig treffend wiedergibt?
Ein solches Bild fällt mir spontan nicht ein. Ein gemaltes schon gar nicht, da ich nicht viel Gemälde von Venedig kenne, & wenn, dann nur „alte Schinken“, mit denen ich mich in der Regel nicht identifizieren kann. Fotos hingegen habe ich unzählige gesehen, aber keines ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Auf die Kitschigen habe ich nur einen kurzen Blick geworfen, weil sie nichts Neues zu bieten haben. Die Kunstvolleren sind interessanter, da sie neue Perspektiven zeigen, oder Details erfassen, die sonst untergehen. Aber da ich nun so viel von Venedig gesehen habe, reicht ein Detail mir nicht aus, um die Stadt in ihrer Vielschichtigkeit wieder zu geben. Und Allgemeingültigkeit ist in einem Detail nur schwer zu bündeln.
Natürlich habe ich auch selbst Fotos von Venedig gemacht. Oder besser gesagt: 'in' Venedig. Denn auch mir ist kein Bild gelungen, das mir alleine ausreichen würde.
Es gibt aber das ein und andere Lieblingsbild: zum Beispiel ein paar Häuser, die auf dem Kopf zu stehen scheinen – an einigen verwellten Linien erkennt man jedoch, dass es sich um Spiegelungen in einem Kanal handelt. Oder das Bild eines marmornen geflügelten Löwen, dem Wappentier der Stadt, der seinen schweren Kopf müde auf seine starken Pranken gelegt hat, & dessen Augen leidvoll zum Himmel schauen.
Ob er sich wünscht, dass seine Flügel seinen massigen Körper davon tragen mögen, damit er dem Ansturm der Touristen entkommen kann? Er bewacht in einer der unzähligen Kirchen Venedigs das Grab eines großen Malers – doch auch hier herrscht keine Ruhe. Auch hier drängen sich die Touristen & ihre Kameras blitzen grell ins Dunkel der Kirche. Die Namen von Kirche & Künstler sind mir wieder entfallen, aber den Namen der Stadt vergesse ich nie: Venedig - Venice - Venezia!