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Freitag, 20. Juni 2008

20/06/08 Nora Wicke / Karmin

Karmin

Rote Wände die ebenso wie Aquarellbilder aggressiv machen sollen Scharlachbeeren die nach rauschhaften Zuständen klingen Florentiner Lack eingeatmet ausgespuckt

das ist der Ton in Wien wie Rosen Wein und Samtsofa gedämpft reich und verstaubt
leicht zurückhaltend und doch stark gedämpft vorm offenen Feuer auf dem gefärbten Lammfell zwischen Gläsern und Blüten gebadet in Paris gepflegt

in meinen Raum verirrt sich kein karminrot höchstens unabsichtlich ein kleiner Stein aus dem Kinderzimmer rübergerollt erholen sich meine Augen an der weißen Wand

Donnerstag, 12. Juni 2008

230608 / Venice Cards / Nora Wicke / (aktualisiert+ergänzt)

Venice Cards


1 Flughafen – Bus – Piazzale Roma / Donnerstag

Die Vororte wie immer wären mir lieber
Leben gegen künstliches Reise fühlt
Sehnsuchtsbilder
SWEPT OUT SPACE
Meer the lonely one einzigst
Glasfenster weißes Boot und gestreifte sich wölbende
Markisen über getupften Blütenbalkonen
saved Venice einen moment lang EY WIR SIND ÜBER DEN ALPEN stone by stone
herangeschwappt


2 Samstag 31. Mai Accademia
aus längst verrissenen vergessenen Tagen paradiespopfarben tortenförmig
hoch oben da ist der Kulturhimmel unterm Arm der Dumontreiseführer im Ohr die elektronischen Beats verfolgt durch Rentnergruppen vollgestopft mit bunten Engeln laufen wir gemeinsam marathonartig den Weg zum klassischen Kanon like a Virgin ohne Handtasche der bekiffte Kurt Cobain Engel weiß um die Sympathie die er sich einholt von vierzig müden Augen ein tiefes blau mit Sternen besetzt Maria in the Sky with Diamonds gehen die Lichter an in Kuppeln auf fürs Kleinkind fünfzig Adventskalendertürchen für jeden Tag eines dahinter ist es immer – jenseits des Großstadtdrecks weit weg von – güld geld gelb orange gilt gold glitz


3
faltige gebräunte Haut Dauerwellen Blumenflächen auf der Bluse und extem rosa das T-Shirt der englischsprachigen Freundin die mitten im Palast Kassettendecke mit Rosetten Fotos von sich gegenseitig hinter venizianischem Rot und unter über der dritten oder vierten Phase von Tizian gehen sie einmal so dicht wie möglich heran alle gleichzeitig in die lyrische arkadische Landschaft hinein gehen sie doch einmal so dicht wie möglich dichter welche Bildwirklichkeit//
der Morgen in Venedig hingegen beginnt etwa 7 Uhr mit dem Öffnen der Fensterläden dem Rauschen von Motoren den ersten Bewegungen von Menschen unter weißen Laken rascheln Vögel im Garten und kurzes gras neben fließendem Wasser im Hof dem Blick auf pastellfarbene Ziegel und einem vierzackigem Stern auf dem Dach der Kirche die blechern fast ihre Glocken schwingt // zwischen Spitzbögen Schleifen Stuckverzierung steigt der Doge mit einem Prachtzug die goldene Treppe hinauf und begrüßt seine ausländischen Gäste vor einer Sonnenuhr auf die keine Sonne fällt / der Aufseher bittet eindringlich um Ruhe / er murmelt die Linien könnten das Bild stabilisieren

6 Accademia Samsag
Hier drin denke ich draußen sei das Wetter schlechter geworden grauer kühler dabei wäre ein offenes Fenster der Gegenbeweis sie können es ein wenig erahnen / innen Museum außen Kulisse flache Häuserdächer in vier Pinselstrichen falschgesetzte Füße / der einfliegende Markus stürzt Sturzflug Gegenbewegung der Gruppe Dynamik von links oben bis in den Keller unten Menschen mit Plänen vor den Augen vor den Bildern weiße Sandalen rote Lackschuhe braune Sandalen Lederriemchen Flipflopsflipflops floppt wenn sie herantreten rote Turnschuhe Wildleder geriffelte weiße Schuhe zur geriffelten rosa Hose gestaffelter Raum in einem Bild das sich vor meinen Augen entlang rollt ein offenes Fenster der Gegenbeweis das Brummen der Bootsmotoren liegt immer drunter


7 Abend
manchmal wenn die Luft es erlaubt Möwengewisper
Venedig du bist zwischen die Fronten geraten wolkenschwer vergittert ausweglos und gefüttert bis zum Anschlag / in dir ist es egal wie viel man schläft oder nicht schläft die Stunden im Körper nicht fühlbar aber der Blick wie der Kronleuchter in viele kleine Teile zerfällt und gleichzeitig die geschichtsträchtige Palastmalerei in den flüssigen Smaragdstraßen verläuft / sich kleine liebenswürdige Hunde darum reißen einem Kellner mit einer frischangezündeten Zigarette hinterher zujagen der auf wohlklingenden Absätzen den Platz überquert / wenn das Licht angeht wird das Wasser schwarz
die zweite Etappe: warten auf den einen anderen Moment an dem die Dynamik tatsächlich beginnt überzulaufen in Leichtigkeit / was bleibt ist der Nachhall der Räder an den Koffern Kinderwägen Sackkarren Schubkarren wie sie rollen und rollen rollen die aufgesperrten Löwenmäuler am Straßenrand verharren in ihrer Stadt

Donnerstag, 15. Mai 2008

Ultramarinblau/ Nora Wicke/ Ultramarinblau

ultramarinblau

für die seeleute dass sie dem meer an seine bläulichsten stellen am nächsten sind

die lieblingsfarbe meiner schwester die von den hausbooten schwärmt am fluss in der stadt und mit einem von der sonne ausgeblichenen stuhl vor der türe ist das königsblau eine farbe die es gut meint da es zwischen dem blick nach oben / in einen wolkenfreien himmel / und dem blick vom sand aus zu den vorbeiziehenden weißkantigen schiffen / verbinden kann / mittendrin vor meinem augen dieses blau sich festsetzt auch wenn nur eine kleine stelle ultramarinblau genannt werden darf / die von hier aus eventuell gar nicht sichtbar