Donnerstag, 15. Mai 2008

Stadtgerüst/ Marion Starke/ Venedig ist einzigartig für ihre Stadtstruktur.

Venedig ist einzigartig für ihre Stadtstruktur.

Venedig ist eine Lagunenstadt im Nordosten Italiens, die den Beinamen La Serenissima („Die Allerdurchlauchtigste“) trägt. Ihr Ausgangspunkt war eine Gruppe von Inseln im Sumpfgebiet, die die Ablagerungen vieler Flüsse immer weiter in die Adria vorschoben. Ab dem 4. Jahrhundert nach Christus wurden die Schlamm- und Sandablagerungen der Lagune nach und nach zur neuen Lebensgrundlage vieler Menschen. Man hatte entdeckt, dass sich unter den Ablagerungen fester Lehmboden befand und dass es möglich war Millionen von Eichen-, Lärchen- und Ulmenpfählen in den sandigen und schlammigen Untergrund zu rammen. Baumstämme aus dem benachbarten Istrien boten die Grundlage für ein Gitternetz aus Pfählen, auf denen inmitten der Lagune von Venedig hohe Gebäude – dicht an dicht gedrängt – errichtet wurden. So entstand im Laufe der Jahrhunderte die "Königin der Meere" mit zahlreichen Kirchen, Plätzen, Gassen und Wasserstraßen. Alleine der Campanille von San Marco ruht auf schätzungsweise 100.000 Stämmen, die Kirche St. Maria della Salute auf rund 1,1 Millionen.

Erst seit 1933 ist Venedig über den Ponte della Libertá mit dem Festland verbunden. Nahe der Zufahrt zu dieser Verbindung beginnt der wohl bekannteste und befahrenste Kanal Venedigs, der Canal Grande. Er schlängelt sich in Form eines umgedrehten „S“ von Nordwesten bis in den Süden durch die Stadt. Den zahlreichen Inseln wurden verschiedene Aufgaben zugewiesen: so gibt es eine Friedhofsinsel (San Michele) oder eine Insel für die Glasbläser (Murano). Dem Festland oblag die Agrarproduktion, später war es für die industrielle Produktion zuständig.
Heute zählen die zahlreichen Kanäle, die die über 100 Inseln miteinander verbinden und die von jedem Reiseführer empfohlenen Gondelfahrten genauso wie die Stadtstruktur zu den zahlreiche Besonderheiten der Serenissima. Viele kleinere Kanäle durchziehen die Sestieri, die sechs Stadtviertel - Cannaregio im Norden, Santa Croce, San Polo und San Marco (Markusplatz) im Zentrum, Castello im Osten, Dorsoduro im Südwesten - wie ein Netz. Teils sind sie angelegt wie Straßen, teils kann man noch die früheren Inselformen in ihnen erkennen.

Der Stadtkern (castrum) war von agrarischen Siedlungen umgeben. Die Bezeichnung der Plätze als campi (Felder) oder campielli (kleine Felder), die zu jeder Insel dazugehören und einst nicht nur Kommunikationsund Verkehrszentrum, sondern auch Handelszentrum der jeweiligen Insel darstellten, lässt sich somit auf eine landwirtschaftliche Tradition zurückführen. Sogar der Markusplatz war im Jahr 1000 noch ein Nutzgarten. Erst im 12. Jh. nahm er seine heutigen Dimensionen an. Das ehemalige politische und kirchliche Machtzentrum weist eine völlig eigene Struktur innerhalb der Stadtstruktur Venedigs auf. Das Gebiet ist durch die große Piazza und die imposanten öffentlichen Gebäude, allen voran der Dogenpalast und die Prokuratien, aber auch durch Bibliotheken und Museen, der Markuskirche und den Glockenturm geprägt. An dem großem Platz schließt die etwas kürzere Piazetta San Marco an.
Das Verhältnis von Adel, Mittelstand und einfachen Bewohnern spiegelt sich im Baugefüge der Stadt wider. Da gibt es einerseits die Paläste der Adligen, die kleineren Wohnhäuser der Kaufleute, die Gebäude der auswärtigen Händler und zuletzt die ausgedehnten Mietskasernen des Volkes.

Östlich des Markusplatzes erstreckt sich seit dem 12. Jhd. das Arsenal, ein Hafengelände, in dem zur Sicherung des Seehandels Kriegs- und Handelsschiffe gefertigt und ausgerüstet wurden. Der Handel mit Byzanz und dem Osten bescherte den Venezianern im Mittelalter den Höhepunkt ihrer wirtschaftlichen Macht. Der Handel reizvoller Waren wie Gewürze, Lebensmittel, Arznei, Stoffe und anderen orientalische Luxusgüter, der im ökonomischen Zentrum der Stadt, dem Rialto-Viertel, vonstatten ging, war essentiell. Aus kleinsten Anfängen entwickelte sich das Staatsgebilde Venedig zu einem der reichsten Staaten im Mittelalter und in der Renaissanceepoche, durch bedachtes Handeln und Verhandeln:
"Wenn der Warenhandel in Venedig zurückgeht, ist dies, wie wenn einem Kleinkind Milch und Nahrung entzogen werden. Deshalb sehe ich klar den Ruin der Stadt Venedig vor mir, weil der Handel schwindet und das Geld, welches Venedigs Glanz und Ruhm hervorgebracht hat, dahinschmilzt." (Tagebucheintrag von Girolamo Priuli, venezianischer Kaufmann anno 1501)

Heute ist es der Handel mit den Touristen der Venedigs Milch und Nahrung ist.

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