Donnerstag, 15. Mai 2008

Ultramarinblau/Hanna/Recherchegruppe

Hanna Breinlinger/Recherchegruppe (Mai 08)



Infos zu „Ultramarinblau“

(aus: Farben – Natur/Technik/Kunst, N. Welsch & C.C. Liebermann,
Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg/Berlin, 2003)



die Farbe
:
Ultramarin ist eine dunkelblaue Farbe, die innerhalb der blauen Farbfamilie den höchsten Sättigungsgrad, die höchste Leuchtkraft und die größte Wärme ausstrahlt. Ihr Name leitet sich von dem Umstand ab, dass der ursprüngliche, natürliche Rohstoff, nämlich der Lapislazuli nicht in Europa vorkommt, sondern aus dem zentralasiatischen Raum über ein Meer (lat. ultra mare) eingeführt werden musste. Deshalb ist natürliches Ultramarin-Pigment eine der kostbarsten Malfarben, die im Mittelalter mit Gold aufgewogen wurden. [...]
Obwohl Ultramarin zu den kostbarsten Pigmenten zählt, gehört es aufgrund seiner Farbeigenschaften, nämlich hoher Leuchtkraft und vor allem alterungsbeständiger Lichtechtheit
zu den beliebtesten Farben in der Kunst. Lediglich gegenüber Säuren ist Ultramarin empfindlich, weil der im Farbpigment enthaltende Schwefel mit Säuren reagiert und das Ultramarin in Bildern stumpf werden lässt. Deshalb wurde die Malfarbe auch niemals für die Fresco-Wandmalerei verwendet. [...]
Aufgrund der Nachbarschaft zum Handelshafen war
Ultramarin für venezianische Renaissancemaler freizügiger und kostengünstiger zu erwerben, als für die flämischen oder deutschen Zeitgenossen. In Absprache mit den Auftraggebern wurden für die zentralen oder heiligen Bildinhalte, wie Madonnenmäntel in der Renaissance oder der Himmel in der Barockmalerei, mit dieser kostbaren Farbe gestaltet.“ (S. 194 f.)


der Stein
:
Lapislazuli (auch Lasurit, Lasustein) ist ein tiefblauer Halbedelstein, der seit 5000 Jahren als Schmuck- und Schutzstein sowie als begehrter Farbpigment-Rohstoff für die Farbe Ultramarin hoch geschätzt wird. [...]
Als Farbmittel wurde der zerkleinerte Halbedelstein bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. in Afghanistan zur Ausschmückung von Tempeln genutzt, in der indischen und chinesischen Malerei ist er ab dem 11. Jahrhundert nachgewiesen. 1271 berichtete der berühmte Orientreisende Marco Polo (1254-1324) von dem leuchtend blauen Farbpigment, das er in Afghanistan gesehen hatte. In der europäischen Malkunst spielte
Lapislazuli als Rohstoff für das äußerst kostbare Farbpigment Ultramarin erst ab dem 15. Jahrhundert in der Renaissancemalerei eine wesentliche Rolle. Wegen des enormen Preises für diesen Rohstoff sollen die Auftraggeber von Bildern das Farbmittel bereitgestellt haben. Gegenwärtig werden echte Lapislazuli-Pigmente in Deutschland für mehrere Hundert Euro pro 100 g des Farbmittels angeboten. Das Pigment wird gewonnen, indem der Stein feinst zermahlen und in einem Stoffsäckchen in Wasser bewegt wird. Das dabei durch das Gewebe dringende und sich am Boden absetzende feine Pulver ist das begehrte Blaupigment, das mit einem entsprechenden Bindemittel versetzt zum Einsatz kommt. [...]
Bis in die jüngste Vergangenheit lagen die ertragreichsten und reinsten Lapislazulivorkommen in Afghanistan, und zwar im westlichen Hindukusch-Gebirge, wo der Stein seit mehr als 5000 Jahren abgebaut wird.“ (S. 191 f.)


synthetisches Ultramarin
:
[...] synthetisches Ultramarinblau [...] wird durch Erhitzen und Schmelzen von Soda, Ton und Schwefel erzeugt.“ (S. 153)
Synthetisches Ultramarin ist nicht so lichtbeständig wie natürliches, doch wetterbeständig, aber nicht säureresistent. Wegen der heutigen, leicht säurehaltigen Atmosphäre kann es kaum als Außenfarbe verwendet werden. Und seine Aufarbeitung und Verwendung als Malfarbe ist ziemlich heikel, weil die Farbe u.a. leicht verläuft.
Gegenwärtig gehört synthetisches Ultramarin zu den wichtigsten Blaupigmenten, mit dem Öl- und Aquarellfarben für Künstler, Druckfarben, Lacke, Kunststoffe, Stempelfarben und Kosmetika eingefärbt werden. [...]
Da sowohl natürliches als auch synthetisches Ultramarin ungiftig ist, dürfen damit Lebensmittel gefärbt werden.“ (S. 195 f.)


Philosophie & Psychologie
:
In der Kunst gilt Blau als Farbe der Ferne, des Geistigen und Göttlichen. Bei mittelalterlichen Gemälden wurden besonders wichtige Bildteile, Objekte oder Figuren in Blau und Gold dargestellt.“ (S. 70)
Einige Künstler, die sich lange mit der Farbe [Ultramarin] auseinander gesetzt haben, betrachten die Farbe als kosmisches Urelement und behandeln sie in ihren Bildern als immateriellen Gegenpol zur irdischen Welt.“ (S. 196)
Psychologisch übt Blau genau die entgegengesetzte Wirkung wie Rot auf den Betrachter aus, nämlich beruhigend und entspannend. Blau gilt als Farbe des Gemüts, als Farbe des Träumens und der Sehnsucht. Sie soll für das Unbewusste, die Sanftheit und Tiefe stehen, aber auch für die Klugheit, die Genauigkeit, die Pünktlichkeit, die Leistung, den Mut, die Wahrheit und die Treue.“ (S. 70)




links: natürliches Ultramarin
rechts: synthetisches Ultramarin
(Quelle: Wikipedia/Ultramarin)

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