Donnerstag, 15. Mai 2008

Ultramarinblau/ Sara Magdalena Schüller/ VOM SCHWEIGEN UND ABSPRINGEN IN FARBLICHEN BEZIEHUNGEN

VOM SCHWEIGEN UND ABSPRINGEN IN FARBLICHEN BEZIEHUNGEN

„ich sehe was, was du nicht siehst“,
sagt rot zu blau.
„ich sehe rot“, meint blau.
„karmin, mein name sei karmin
und rot werd ich nur noch, wenn du mich kaltstellen willst“.
„rote lippen soll man küssen
und das will ich gleich mal versuchen“, flüstert blau
und beugt sich rüber,
über den arm des ozeans.
„ich sehe was, was du nicht siehst“, mit geschlossenen augen
haucht rot.
und lächelt, während blau schweigt – er ist im meer versunken und fragt sich, ob er seine liebste jemals in diese tiefen wird mitnehmen können und als er wieder auftaucht,
ist rot am brennen.
„deshalb mag ich den winter so gern, weil ich da am kamin sitzen kann, orangen schälen, draußen fallen die walnüsse den baum runter, meine hände mach ich mir schmutzig, wenn ich sie einsammel und dann fängt es an zu schneien – braun, gelb, grün.“
„aber der sommer und seine lauen nächte“, seufzt blau „diese sämigen himmel, nein, da geht nichts drüber“.

im frühling hacken wir auf unseren hellblauen schreibmaschinen, doch im herbst muss das ultramarine kleid raus, damit am strand entlang, wellenschaum auf der oberlippe.

rot gehäutet, blau gemacht und darüber liegt ein magenta und überlegt vom farbkreis abzuspringen.
sie wollte immer schon mal die kanäle sehen. sie sollen so schmutzig sein, dass man – auch tags – nicht die hand vor augen sehen würde. „das ist mein traum – endlich mal nichts mehr sehen, nicht mehr diese ständige reizüberflutung!“
und während blau und rot ihre fingerkuppen ineinander verschränken, macht sich magenta aus’m staub.
sie will das land finden,
in dem tatsächlich alle katzen grau sind
und zwar nicht nur nachts…

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