Dienstag, 15. Juli 2008

Gruppen-Fotos 1

Hallo Leute!
Hier habe ich die Gruppen-Fotos hochgeladen, da könnt ihr euch die runterladen, die ihr haben möchtet.
Ciao, Hanna :-).









Gruppen-Fotos 2







Montag, 23. Juni 2008

Querschnitt durchs Notizbuch/ Svenja Wolff

Ein Querschnitt durch mein Notizbuch. (zusammenhangslos)


...doch das wirklich Spannende: Das unerklärliche Aufgesogen- Werden von Kunst.
Nicht genug davon zu kriegen, ein Bild zu lesen, Detail für Detail, einzuordnen, zuzuordnen, Achsen, Linien, Pinselstriche nachvollziehen, Farben sehen.
Irgendwann Überlastung, überladen sein wie die Kassettendecken im Dogenpalast.

Hier, jetzt, ich, finde ich im Vergangenen ein Stück von mir, jetzt, hier. Spiegeln mir die Bilder, was ich sehen will, was ich eh in mir trage.

Ich schreibe abwertend, mit zynischer Distanz, ich will der Stadt gar nicht glauben, das passt nicht zu meinem Bild von mir als Schreiberin. Zwischendurch frage ich mich: ist nicht eh schon alles gesagt? Alles unzählige Male beschrieben? Warum auch ich nochmal? Anders sehen??

Die Stadt ist ein bisschen ‚too much’.
Oft ertappe ich mich dabei, auf Karten oder auf Venedig- Bilder in Läden zu schauen, anstatt mich auf meine reale Umgebung zu konzentrieren.

Irgendwann scheint das Morbide der Gemäuer aufgesetzt, als würden die Fassaden mit Absicht bröckeln. Venedigs Charme wurde in ihren Bildern verbraucht. Das Echte wirkt nicht mehr echt. Wird es dadurch umso Leibhaftiger? Weil es eben doch echt ist und keine Disneylandkulisse?

Ikonen des 13. Jh. (erster Saal in der Accademia):
Wie fein Licht und Schatten auf den Hautgrund gesetzt sind! Lasierend, fließende Übergänge. Ganz entgegen dem Eindruck der Flächenhaftigkeit, der sich aus der Ferne einstellt. Da stechen plötzlich Kontraste ins Auge, Haut gegen Gewänder, gegen Goldgründe.

Was mich nervt: ‚Standbilder’ von irgendwelchen Heiligen. Pfeile in der Brust.

18. Jahrhundert ist scheiße.

Markuskirche. In der Krypta. In einer Gruft, mit angenehm gruftigem Geruch, von dem mir ein wenig schwummerig wird. (Oder ist es die Anstrengung des Tages? Die wackeligen Böden?)
Ein steinaltes Ziegel- Tonnengewölbe. Ich denke an Weinkeller. Doch das hier ist älter. Außerdem sind wir unter Wasser. Ich denke an die 10cm Hochwasser in der Eingangshalle.

Sonntag, 22. Juni 2008

220608/ Marion Starke/ Murano

Glaswunder

Nördlich des Stadtzentrums von Venedig befindet sich die Inselgruppe Murano. Bereits seit 1292 war Murano die Hauptinsel der Glasindustrie Venedigs. Heute weltweit bekannt durch hohe Qualität und Stabilität, aber vor allem durch mannigfaltig kunstvolle Farben und Formen (Flügel-, Fadenglas und mehr). Schon früh von der Glaskunst des Orients angeregt, wurden neben Gläsern, Vasen und Schalen zudem auch bunte Glasflüsse für Mosaiken hergestellt. Dem Herstellungsgeheimnis verbunden, war es den Glasbläsern von Murano unter Todesstrafe nicht gestattet die Insel zuverlassen.

Am offenen Feuer ausgeführt, entdeckten die Glasbläser neue Methoden zylindrisch geblasenes Spiegelglas herzustellen und große Glasflächen zugießen. Das kostbare Glas war bei europäischem Adel und Geistlichkeit besonders beliebt und ist in vielen Renaissance- und Barockschlössern zu finden. Inneneinrichtungen und Spiegelkabinette kleiden sich in cristallo. Wasserspiegelungen der Lagunenstadt findet man in den Salons wieder, als Glasspiegelungen: Abbildung, Widerspiegeln, Illusionen.

Mundgeblasene Kunstwerke aus Original Muranoglas, die keinen weiteren Sinn haben als zu erfreuen und zu verstauben, werden in Quantitäten an Touristen verkauft. Durchgefärbtes Millefioriglas mit blumenähnlichen, rundlichen Mustern, von bester Qualität, in meinem Koffer.

220608/ Marion Starke/ Bellinis Sacra C.

Giovanni Bellini: "Sacra Conversatione" in der Kirche San Zaccaria in Venedig, gemalt 1505.

Nun stehe ich vor Bellini. Ich will mich hinzu gesellen zu dieser "Sacra Conversatione". Will dieser heiligen Unterhaltung lauschen. Worin besteht diese Unterhaltung zwischen der Muttergottes und dem Jesu Kind und den vier Heiligen: Katharina, Hieronymus, Luzia und Petrus? Alle Figuren sind weder mit Blicken noch mit Worten einander zugekehrt. Sie schauen nach innen und genießen das Sakrament der Stille. Zufriedenes Einverständnis. Zu Füßen der Muttergottes auf den Stufen des weißem Marmorthrons sitzt ein weiterer Gesprächsteilnehmer an der Sacra Conversazione des Giovanni Bellini: ein musizierender Engel. Er blickt mich an und sagt “...es ist gut hier zu sein” und es erklingt diese unhörbare Musik. Ich bin im Bilde.

Nur Künstler, Heilige und Kinder können diese innere Stille der Heiligen Unterhaltung entstehen lassen. Sie sind in Stille mit Gott.

220608/ Marion Starke/ Tintorettos Verkündigung

Jacopo Tintoretto: "Die Verkündigung". 1583–1587, Scuola Grande di San Rocco, Venedig

Die Malschule Scuola Grandi di San Rocco aus dem 16. Jh. ist durch ihren außerordentlichen Besitz über sechsundfünfzig Bilderzyklen von Tintoretto berühmt. Alle drei Säle der Scuola wurden von Tintoretto mit Gemälden bestückt/beschmückt, auch die Deckengemälde stammen von ihm, so dass die Scuola als sein Gesamtwerk angesehen werden kann. Die Gemälde sind eine der bedeutendsten Bildersammlungen der Welt und der umfangreichste biblische Zyklus der ital. Kunst. Angefangen mit Adam und Eva, hat Tintoretto bis hin zur Erlösung der Menschen durch den Opfertod Christi den christlichen Glaubenskosmos entworfen.

Das Bild, das dem Besucher der Scoula di San Rocco als erstes ins Auge fällt, ist die Verkündigung des unteren Saals. In besonders dynamisch-dramatischer Weise erzählt Tintoretto hier die Verbindung der tranzendenten und der irdischen Welt.

Erzengel Gabriel fliegt in vollem Schwung ins Gemach der Maria. Das Haus ist einem Abbruchhaus gleich: bröckelnde Wände, ohne Tür und Fenster. Im Kontrast dazu stehen der Fußboden aus zweifarbigem Marmor und die kostbare Kassettendecke. Vor allem aber der prächtig rot leuchtende Baldachin, der üppig über das Bett im Hintergrund trohnt. Die jungfräuliche Maria, fleißig und fromm, mit Nähkorb, Spindel und Lektüre im Schoß. Sie wird überrascht vom Einfall Gabriels. Überfall. Über ihm fliegt eine ganze Putti-Schar. Wirbelwind. In helldunkelen Lichtern und Schatten überstrahlt die Taube des Heiligen Geistes das Geschehen. Der bibelkundige Bildbetrachter weiß um die Verkündigung und den Verweis auf die Taube: “Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.” (Lk 1,35).

Im linken Teil des Bildes, draußen, vor einem hellen Morgenhimmel, sägt der tüchtige Josef Holzbretter zurecht. Er arbeitet an der Wiederherstellung einer venezianischen Palastruine. Alles recht virtuos gemalt. Ein Rebus ist der leere Stuhl. Ein ganz einfacher Stuhl, in der Mitte des Bildes angeordnet, grad unter dem leuchtenden Erzengel, und gegenüber der erschrockenen Maria. Ein Sperrmüllstuhl mit zerschlissenem Bastgeflecht. Ein Platz. Ein Platz für wen auch immer.

Samstag, 21. Juni 2008

Notizen aus Venedig/ Svenja Wolff

SAN MARCO

Es scheint, als gehe die Sonne auf, als der Wächter langsam das Licht hochfährt und die Glocken in der Ferne zufällig läuten.

Erst ein warmes orange, die Kuppeln beginnen zu funkeln, je stärker das Licht aufgedreht wird, umso mehr strahlt die ganze Decke, umso goldener wird alles. Wir sind alleine in der Kirche von San Marco.

Ich höre das Surren der Scheinwerfer. Wir sind klein. Die unglaubliche Höhe der kreisrunden Kuppeln, die Überflut an Gold, kleinsten goldenen Steinchen, sie überrollt mich. Wir werden überflutet von goldenen Mosaiken.

Vor dem Eingangsportal steigt eine andere Flut, das Wasser Venedigs, das langsam über den Marmor vorwärts kriecht, Stein für Stein überzieht, einnimmt; weiß, türkis, dunkelrot, smaragdgrün, wieder rot, und sie in ein paar Stunden wieder freigeben wird. Dann sind wir nicht mehr hier.

Sara/ endgültiger Text (-versuch)

Zur morbiden Seite Venedigs

In der Abwesenheit Venedigs durchforste ich meine Bücher auf der Suche nach den Spuren dieser untergehenden Stadt. Wie von selbst schlängeln sich die Bücher-Themen nach venezianischer Kanalmanier um ähnlich morbide Themen – stinken, faulen und enden allesamt im Todesmeer.

„Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder, der alle aufgetauchten Tage fängt. Die gläsernen Paläste klingen spröder an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt der Sommer wie ein Haufen Marionetten kopfüber, müde, umgebracht.“ so liest sich ein Spätherbst in Venedig bei Rilke, dessen neue Gedichte einige Inspiration aus der fischförmigen Stadt empfangen. Und wie die bittere Erfüllung der sich selbst erfüllenden Prophezeiung, klingt es, wenn man bedenkt, dass der Dichter selbst Nachricht vom Tod einer seiner engsten Freundinnen, der Malerin Modersohn-Becker, inmitten der Kanäle Venedigs erhält...
Ganz anders motiviert, aber ebenfalls zwischen den Wasserstraßen unterwegs, ist Comissario Brunetti: Der von Donna Leon kreierte Polizeikommissar, ist stets mit der Aufklärung dunkler Gewaltverbrechen in der Stadt der tausend Vaporetti beschäftigt. Der Widerspruch zwischen romantischer Kulisse venezianischer Kanäle, Gondeln, Kirchen, dem Markusplatz und Tauben einerseits und dem schmutzigen, stinkenden Kanalwasser andererseits, in dem Leichen treiben oder was von ihnen übrig blieb, verleiht diesen Krimis eine besonders gruselige Kulisse.
„Es war ein Meisterschuß. Die Ärzte waren entzückt. Ich wurde herumgereicht. Zur rechten Schläfe hinein und zur linken hinaus. Ganz gut für einen Anfänger“, so Emilio der in Blick auf Venedig von Günther Eich nach einer erfolgreichen Behandlung seiner Blindheit mit der neuen Welt nicht zurecht kommt und sich schließlich am Ende des Stücks diesen rettenden Schuss setzt: er verliert abermals sein Augenlicht und kann fortan wieder als Blinder in Venedig leben – nur mehr angewiesen auf die Geräusche und Gerüche, die diese Stadt aussendet.
„(...) an seinem eisernen Rundtischchen auf der Schattenseite des Platzes sitzend, witterte er plötzlich in der Luft ein eigentümliches Arom, von dem ihm jetzt schien, als habe es schon seit Tagen, ohne ihm ins Bewusstsein zu dringen, seinen Sinn berührt, - einen süßlich-offizinellen Geruch, der an Elend und Wunden und verdächtige Reinlichkeit erinnerte.“ Der Tod in Venedig von Thomas Mann unterstreicht die These der Verarbeitung Venedigs als morbide Stadt in der Literatur aufs deutlichste: Hier tritt der Tod sogar als personifizierte Gestalt auf, die den Protagonisten Aschenbach heimsuchen und ihm ein Ende setzen wird.
Das langsame Hinsiechen ist beim puren Lesen des Titels bereits spürbar.

Soweit zu meinem Bücherregal.

Lebt diese Stadt nicht vor allem von dem, was war und nicht mehr ist und schlägt noch ein Geschäft aus ihrem eigenen, angekündigten Untergang?
Was könnte nicht morbider und venezianischer zugleich sein?

Sara/ Zitate

ich krieg gerade mein googlemail nicht mehr zum laufen, deshalb stell ich die Zitatliste hier in den Blog. Grüße, S.


ZITATE VENEDIG

aus der Gruppe

  • Der Archipel ist kein sicherer Ort (Christiana)

  • Einst flüchtete man in die Lagune, nun flüchtet ihre Bevölkerung (ebda)

  • Venedig... krieg ich nicht auseinander gefaltet (Isa)

  • Auf der Karte sieht Venedig aus wie ein Fisch. Ein steinerner Fisch in der Lagune. Sein Auge ist der Bahnhof (Svenja)

  • Venedig ist eine Stadt, die auf toten Bäumen steht (Janina)

  • Und ich bin ganz verzückt und möchte vielleicht eine kleine Religion gründen (Henrike)

    aus fremden Texten

  • Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder,/ der alle aufgetauchten Tage fängt./ Die gläsernen Paläste klingen spröder/ an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt/ der Sommer wie ein Haufen Marionetten/ kopfüber, müde, umgebracht. (Rainer Maria Rilke – Spätherbst in Venedig)

  • Venedigs Sonne wird in meinem Haar/ ein Gold bereiten: aller Alchemie/ erlauchten Ausgang. Meine Brauen, die/ den Brücken gleichen, siehst du sie/ hinführen, ob der lautlosen Gefahr/ der Augen, die ein heimlicher Verkehr/ an die Kanäle schließt, so daß das Meer/ in ihnen steigt und fällt und wechselt. (ebda – Die Kurtisane)

  • „Höre!“, sagte der Einsame gedämpft und fast mechanisch. „Man desinfiziert Venedig.“(Thomas Mann – Der Tod in Venedig)

  • Er fand den Abgott nicht in San Marco. Aber beim Tee (...) (ebda, dasselbe)

Freitag, 20. Juni 2008

Instant /Notizen aus venedig/ Svenja Wolff

Ankommen in Venedig
Backstein. Viele Backsteine, rostrot, ziegelrot, alte Gemäuer. Ein ergrauter Herr, eigentlich schon ‚erweißter’, steht mit einem grünen Bund Spargel vor seiner hölzernen Haustür, kramt nach seinem Schlüsselbund.
Ich bin beruhigt, es gibt fantastischen Cappuccino für ein Euro zwanzig.
Und das moosige Grün, das grau-grün meiner Kindheitserinnerung, dass ich es heute wieder finde im Wasser - dass es sich überhaupt damals so sehr in mein Gedächtnis gebrannt hat.
Die Backsteine und der Geruch von Salz erinnern mich an den Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Ich finde ein Stück Schleswig- Holstein in Venedig.
Dagegen: es ist schwül und die Zeit tickt anders. Während ich an einem schmalen Kanal sitze, wo zwei Arbeiter eine schwere Kiste in ihr Boot laden, schallt hinter mir „wake me up before you go-go“ aus einer kleinen Bar und ein süßlicher Backwarengeruch zieht vorüber. Tauben mit fast schwarzen Köpfen. Wäscheleinen an den Fenstern.