Mittwoch, 18. Juni 2008

Kein Ort zum bleiben / Endgültiger Text / Christiana

Kein Ort zum bleiben

Selbstgefällig ragt Venedig aus der weiten, ebenen Wasserlandschaft und präsentiert seine Pracht, als würde es aller Naturgewalt trotzen wollen. Reichgestaltete Paläste und Kirchen erzählen von einer großen Vergangenheit. Unwirkliche, morbide Kulisse in diesiger Melancholie der Lagune.

Der Archipel ist kein sicherer Boden. Das wussten bereits die ersten Siedler. Auf der Flucht vor den einfallenden Goten, fanden sie gerade deshalb in der Lagune Zuflucht. Das unwegsame Marschland war nur Einheimischen bekannt und zu unsicher für fremde Invasoren. Obwohl das Sumpfgebiet kein Ort für eine dauerhafte Besiedlung war, blieben die Flüchtenden.

Hüttenbau auf hohen Ufern, ein Meer von hundert Inseln, geschaffen durch die natürlichen Wasserläufe, die vom Festland zur Adria hervor drangen. Einige von ihnen bilden inmitten der Lagune zusammengeschweißt das Fundament des Stadtkerns. Durch ihn windet sich s-förmig der Canal Grande, die spätere Prestigestraße Venedigs. Vom ihm führen Kanäle zu den anderen Teilen der Stadt. Das Wasser bestimmte von Anfang an das Leben.

Man baute mit leichten Materialien, wie Holz und Ziegeln; man rammte Pfähle unter die tragenden Mauern in den Boden, um ihn belastbarer zu machen. Eine intelligente Statik, angepasst an den bewegten Untergrund, ermöglichte mehrstöckige Häuserbauten. Venedig wuchs mit seiner Bevölkerung. Venedig war attraktiv.

Von der Weltmacht zur Ohnmacht.

Zwischen Orient und Okzident gelangte die Stadt zur Weltmacht, betrieb Handel, füllte ihre Speicher und wurde reicher. Bis ihr diese Rolle von anderen abgenommen wurde. Doch was sie sich auf ihrem Grund erschaffen hatte, blieb ihr erhalten, über Kriege hinweg bis heute.

Bezaubernde Kulisse. Besucherüberschwemmung. Venedig begann sich selbst im Ausland zu handeln. Teil dieses Handels wurde der eigene Untergang. Die Schutzmacht des Wassers ist obsolet, stattdessen wird es zur eigenen Bedrohung.

Einst flüchtete man in die Lagune, nun flüchtet ihre Bevölkerung.

Die ganze Welt ist zu Besuch.

Was bleibt?

Anmerkung: Der Text ist noch nicht fertig...

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