Dienstag, 17. Juni 2008

„Held Gottes“ - Erzengel Gabriel von Sina Bengsch

überarbeitete Version

„Held Gottes“ - Erzengel Gabriel

„Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.“ (Bibel, Lukasevangelium, Kapitel 1, 26-38)

Die Verkündigungsszene ist nicht nur die älteste, sondern auch die beliebteste Darstellung der Engel in der christlichen Kunst. In Venedig ging die Verehrung der Mariä Verkündigung soweit, dass der Mythos geschaffen wurde, das Venedig am 25. März 421 n. Chr. gegründet wurde, dem Tag an dem das Ereignis der Mariä Verkündigung gefeiert wird.
Der Erzengel Gabriel ist der Engel der Verkündigung, er dient als Bote Gottes und verkündete dem Zacharias die Geburt des Johannes des Täufers und Maria die Geburt Jesu. Die genaue Übersetzung von Erzengel Gabriel lautet „Held Gottes“.
Er wird als schöner Jüngling mit kurzen, blonden Locken und leuchtenden Gewändern, die vermutlich sein Lichtwesen versinnbildlichen sollen, dargestellt. Seine rötlichen Wangen weisen darauf hin, dass man früher dachte, dass die Engel aus Licht und Feuer bestehen. Nicht selten wird er mit einer Lilie in der Hand abgebildet. Sie ist seit der Antike ein Symbol der Reinheit und der Schönheit, aber auch Symbol des Todes. Die Madonnen-Lilie, eine Unterart der Gattung der Lilien, bekam aufgrund ihrer strahlend weißen Farbe ihren Namen. Sie ist häufig auf Gemälden zu sehen, die das Thema der Verkündigung aufgreifen. In Tizians Kunstwerk die Verkündigung, das zwischen 1560-1565 für die Kirche San Salvador entstand, sucht der Betrachter jedoch vergeblich nach einer Lilie, alles was er entdecken kann, ist eine Kristallvase, die unterhalb der Maria steht, in der scheinbar die Blütenblätter in Flammen stehen. Unter der brennenden Pflanze steht eine Inschrift auf den Stufen: IGNIS ARDENS ET NON COMBURENS, ein brennendes Feuer, das doch nicht brennt.
Bei diesem Gemälde, das eine Größe von 403*235 cm misst, legt Tizian eine starke Betonung auf die Leuchtkraft von Licht und Farbe. Das Gewand vom Engel Gabriel besteht aus einem feinen, fließenden Stoff, der einen zarten Rosastich aufweist, darunter schimmert ein weißes Untergewand hervor. Der rechte Ärmel des rosa farbigen Gewands ist stark aufgebläht, so, dass an dieser Stelle, das weiße Untergewand zum Vorschein kommt. An den Beinen liegt das Gewand stark in Falten und scheint, wie der Ärmel, von einem Windstoß stark in Bewegung versetzt zu sein.
Ein Schal in Tizianrot, ist wie ein Gürtel, zweimal um seine Hüften geschlungen. Der gleiche Farbton des Schals taucht in den Sandalen des Engels wieder auf.
Tizian scheint seinen Pinselstrich allein für die Kraft der Bewegung einsetzen zu wollen. Diese Absicht von Tizian, lässt sich bei seiner Darstellung des Engel Gabriels erkennen. Der Engel befindet sich in einer nach vorn, zur Maria, strebenden Bewegung, dieser Eindruck entsteht durch die weit nach vorn gelehnte Position des Oberkörpers und den nach vorn gesetzten rechten Fuß. Der rechte weit gefiederte Flügel des Engels, der nach oben ausgerichtet ist, verstärkt diese Wahrnehmung. Die vor der Brust gekreuzten Arme und der linke Flügel, der nach unten zeigt, scheinen das Tempo des Engels abzubremsen.
Seine ganze Körperhaltung ist auf Maria fokussiert, mit Ausnahme seines Oberkörpers der sich leicht zum Betrachter, aus dem Geschehen hinaus, dreht. Sein Blick ist auf das Gesicht von Maria gerichtet, während Maria ihren Blick leicht senkt, wahrscheinlich will Tizian so, das Einverständnis von Maria zum göttlichen Plan, zeigen.

2 Kommentare:

venedig hat gesagt…

Ist es möglich den Erzengel Gabriel theoretisch als Fiktion Mariens Jospeh gegenüber zu skizzieren, oder ist das zu blasphemisch? À la: Du Jospeh, ich bin schwanger, aber nicht von Dir.- häh?- ja der Erzengel Gabriel war da- ja klar...
Nur so ein kleiner Witzgedanke
Liebe Grüße
Henrike

venedig hat gesagt…

So ähnlich könnte es doch wirklich gelaufen sein. Obwohl ich glaube, dass schon Joseph der Vater war - was einfach nicht in die Sache mit dem Sohn Gottes passte. Katharina