Samstag, 10. Mai 2008

Vorstellung/ Nora Neuhaus/ Venedig, erster Eindruck

Venedig, erster Eindruck

Ich war schon in Venedig. Aber ich habe immer lieber von den Nachtzugreisen hin und zurück erzählt. Solche Reisegeschichten, in denen die Begegnung mit Menschen die Hauptrolle spielt, wir sind nachts durch die Alpen gefahren und hatten keine Pässe dabei, dafür aber etwas zu trinken, haben Amerikaner und Italiener kenengelernt.
Von Venedig zu erzählen ist schwieriger. Für mich war Venedig am Morgen au den Stufen vom Bahnhof Santa Lucia ungreifbar und erschreckend wie eine animierte Leinwand.
Fremd und müde wollte ich die Schönheit der „schönsten Stadt der Welt“ nicht akzeptieren.
Da war kein Eingang zum Bild zu finden sondern nur ein Platz in der Sonne, Menschen und Tauben, Kanal, und dahinter reiht sich Palast an Palast, lückenlos, täuschend echt. Man tritt in eine Art Filmkulisse ein, das Setting kommt einem bekannt vor, aber vielleicht ist es eher Paris oder Amerika und nebenan liegt das Schloss von Cinderella? Können hier Geschichten stattfinden, passiert hier was oder kann man nur mit den vielen anderen auch ehrfürchtig durch die Kulisse laufen?
Kitsch, Kunstwerk und Stadt sind fest verklebt. Im schlechtesten Fall kommt man keinen Schritt weiter in der zähen Klebemasse. Es gibt bekannte Tricks um endlich dahinter zu kommen: Markusplatz nur fünf Uhr morgens.. Aber ob man sich mit den Menschenmassen über die Brücken schiebt oder am äußersten Rand der Stadt mit vermeintlich echten Venezianern zusammen einen Espresso trinkt ist gar nicht so wichtig, „es ist alles Venedig!“ Im besten Fall sieht man vielleicht das Gesamtkunstwerk noch erweitert um eine surreale Perspektive. Ein pulsierender Cinecitta- Körper mit kollabierenden Touristen, die Häuser haben zwar eine Rückseite, vielleicht aber keine Kanalisation. Es wird spannend.

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