Dienstag, 6. Mai 2008

Venedig/Karminrot/Henrike Terheyden/Karminrot

Eigentlich wollte ich einen hoch poetischen Text schreiben, der mit dem unglaublichen Wortspiel beginnen sollte: "Sie kam in rot". Dann hätte ich eine umwerfende Frau kreiert, in all ihrer pur roten Erotik. Ich hätte sie geheimnisvoll sein lassen und ich hätte ihr Lippenstift versprochen. Sie wäre natürlich in weichem, roten Licht durch tapezierte Flure gewankt, und sie hätte lackierte Fußnägel gehabt. Weinrote Fußnägel, Fußnägel zum Dahinschmelzen. Sie hätte nichts als Erdbeeren und reife Kirschen gegessen und sie hätte auch nach ihnen geduftet. Sie hätte Kissen aus den samtigen Blättern tiefroter Rosen besessen und hätte sich darauf geräkelt und den Wirtschaftsteil einer intelligenten Zeitung gelesen. Mit ihren Fingernägeln und ihren Lippen hätte sie Blut blau scheinen lassen, und sie hätte die Seiten der Zeitung zum Rascheln gebracht. Sie wäre umwerfend gewesen, vielleicht einer temperamentvollen Tequila-Werbung entsprungen, sie hätte ständig ihr Haar über die Schultern mit den feuerroten Kleidträgern geworfen. Sie wäre ein Traum in Rot, Superman hätte seine Stiefel und seinen Umhang farblich auf sie abgestimmt. Sie wäre Signal gewesen und Sinnlichkeit, sie hätte Wärme versprochen und Aufregung. Ihr Anblick wäre pulsierend gewesen, sie hätte Funken gesprüht. Aber dann kam mir dann das "r" dazwischen, das ich irgendwie ausgeblendet hatte.

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