Dienstag, 20. Mai 2008

Janina Rohlik/ Der Dogenpalast/ Palazzo Ducale

In den 70er Jahren des 12. Jahrhunderts entstand unter dem Dogen Sebastiano Ziani der erste ganz aus Stein erbaute Palast, der später jedoch wieder abgerissen wurde.

Weil ein neues Versammlungsgebäude für den Maggior Consiglio nötig wurde, entstand seit Mitte des 14. Jahrhunderts der Dogenpalast in seiner heutigen Gestalt. So war der Sala del Maggior Consiglio auch bestimmend für Gestalt und Ausrichtung des Dogenpalastes.

Bereits im 9. Jahrhundert befand sich der erste Dogensitz an heutiger Stelle, allerdings haben wir kaum eine Vorstellung von dessen Gestalt, da er mehrmals niederbrannte.

So folgte eine über Jahrhunderte dauernde Baugeschichte

Die letzte Bauphase wurde im 16. Jahrhundert abgeschlossen.

Der Gebäudekomplex ist dreiflügelig und gruppiert sich um einen Innenhof, der durch die Verbindung zur S. Markus-Kirche im Norden ganz umschlossen wird.

Der repräsentative Eingang ist die Porta della Carta, Symbol für die geistig-politische Symbiose die hier im Dogenpalast Form annimmt.

Im Palazzo Ducale sind öffentliche und private Baukunst vereint, die Architektur verfolgt stets funktionelle sowie ideelle Ziele. So war der Palazzo nicht nur der Sitz der wichtigsten administrativen und regierenden Instanzen, sondern immer auch Symbol für die Macht, Herrlichkeit und Eigenart des venezianischen Staates.

In der Architektur des Gebäudes finden sich viele orientalische Anklänge, die einerseits darauf verweisen, dass Venedig wichtige Handelsmacht in fernen Landen war und andererseits eine Metaphorik zum biblischen König Salomo und dessen Palast bilden.

Sehr oft finden wir im Palastbau den Markuslöwen, Wahrzeichen der Stadt, sowie Justitia und die personifizierten Tugenden, die für das Selbstbild des venezianischen Staates stehen.

Biblische Motive haben im Palastbau genauso Platz wie mythische. Und inmitten der symbolträchtigen Architektur und der bildreichen Ausschmückungen treffen wir immer wieder auf Venezia, die in den Bildthematiken meist erhöht wird.

Interessanterweise fällt diese so stark inszenierte Selbstdarstellung des venezianischen Reiches in eine Zeit, zu der Venedig schon den Zenit seiner Macht überschritten hatte und zeigt somit eine verklärte Sichtweise.

Es ist aber auch wichtig, im Blick zu behalten, dass sich in der hier dargestellten Venezia weniger ein politisches Alltagsgeschehen als vielmehr die Idee von einem höheren Staatswesen spiegelt: Es geht um das Venedig, das zur Realität gewordene Utopie ist.

So ist der Palazzo Ducale nicht zuletzt auch als Symbol der ganzen Stadt zu begreifen.

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