Dienstag, 20. Mai 2008

Stadtgerüst/Jennifer Fandrich/Beschreibung der Stadtstruktur

Venedig – Beschreibung der Stadtstruktur

Venedigs Stadtgliederung aus der Sicht einer Person, die noch nie in Venedig gewesen ist:
Sechs Sestieri, sechs Stadtteile, sechs eigene Geschichten. Der springende Fisch, der einen kleineren Fisch frisst, ist 1169 aufgeteilt worden. Rund um das centro storico, das historische Venedig, sind die Sestieri angeordnet.

Ganz im Osten Castello, im Schwanz des großen Fisches. Grundlage der Seehoheit und Handelvorherrschaft liegt hier begründet, in der Arbeitsstätte, arabisch: Darsiná-a; venezianisch Arsenale, deutsch Schiffswerft. Immer weiter vergrößert auf 32 Hektar, verschönert durch das Landtor, der erste Renaissancebau Venedigs. Nach dem Untergang der Republik noch weiterhin als Marinestützpunkt bis nach den beiden Weltkriegen wichtig, liegt nun Stille über dem Gebiet, das einmal bis zu 16.000 Arbeitskräfte beschäftigte.

Weiter im Westen befindet sich San Marco. Zentrum der sich verbeißenden Mäuler der Fische, Zentrum der Stadt. Im Herzen der Markusplatz, an piazza San Marco angrenzend findet man die Herberge des aus Alexandria von 828-829 überführten Leichnams des heiligen San Markus, die Basilica di San Marco. Durch die Porta della Carta ist die Markuskirche mit dem Palazzo Ducale, Verkörperung des venezianischen Staates in seiner vergangenen Macht, Kraft und Schönheit, verbunden.

Der Ort der Ankunft heißt Cannaregio. Jedenfalls wenn man mit dem Zug anreist über die vier Kilometer lange „Angelschnur“ Ponte della Libertá zum Kopf des gefräßigen Fisches. Auf der Höhe des Auges liegt das Ghetto Nuovo, erzwungener Ansiedlungsort der venezianischen Juden.

Im Maul des gefräßigen Fisches der Kopf des kleinen Fischs, getrennt von San Marco durch den Canale Grande, der den Fischköpfen ihre charakteristische Form gibt, liegen die Sestieri San Polo und San Croce. Zwischen diesen beiden Stadteilen ist eine klar definierte Trennung nicht möglich. San Polo beherbergt Venedigs wohl bekanntestes Wahrzeichen, die Rialto Brücke, die die Verbindung zur Sestieri San Marco darstellt.

Der lange Rücken, die durch acht Brücken miteinander verbundene Insel Guidecca liegt ganz im Süden Venedigs. Sie war ursprünglich eine Garteninsel, ist inzwischen aber verbaut und wandelt sich zum Geheimtipp der Künstlerszene.

Aufgebaut auf Schlamm, auf Abermillionen Holzpfählen, Platzsparung durch Gebäudebau in den Himmel werden nun der Stadtstruktur zum Verhängnis. Fundamente werden unterspült, ausgehöhlt, Hochwasser macht untere Stockwerke unbewohnbar. Nach Schätzungen stehen 30 Prozent der Wohnungen leer.
Calli, salizade, rughe, liste, rami, sottoporteghi, rii terrà und fondamenta (Gassen, Gässchen, Sackgassen, Durchgängen und Uferstreifen) sowie eine Strada (nuova) und drei vie (Via 25 aprile, Via Vittorio Emanuele und Via Garibaldi) führen einen durch die Stadt. Neben vielen campi (Plätzen) und campielli (Plätzchen) gibt es den einen piazza, den Markusplatz.
38 kilometer lang sind die ca. 175 Kanäle, die Venedig in seine Form zerteilen. Angeblich 444 Brücken lassen Fußgänger diese Kanäle überqueren. Von der Stadtverwaltung genormte Handkarren, die carrelli ersetzen den Lastentransport durch Autos, deren Verkehr in der Stadt nicht vorgesehen ist. Man bewegt sich zu Wasser oder zu Fuß. Oder per Metro, wenn es nach Paolo Costa, dem Alt-Bürgermeister ginge, der den Bau einer U-Bahn mit Ausstieg auf dem piazza forderte. Sein Nachfolger ist von dem Projekt jedoch nicht allzu angetan, somit ist eine Metro in Venedig noch Zukunftsklang. Doch das war der Neubau der Rialto-Brücke auch knapp zwei Jahrhunderte lang und heute ist die technische Meisterleistung immer noch ein Garant für die venezianische Fähigkeit der Zähmung des Wassers.

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