Donnerstag, 1. Mai 2008

Venedig/ Ekphrasis/ Marion Starke/ Ekphrasis

Ekphrasis
  • (griechisch ἔκ-φρασις für „Beschreibung“, lat. descriptio, Plural „Ekphraseis“)

  • Ekphraseis als literarische Form der Bildbeschreibung, durch welche etwas sehr anschaulich und bildlich beschrieben oder geschildert wird. Im engeren Sinne bezeichnet man als Ekphrasis die literarische Beschreibung eines Werks der bildenden Kunst, als Bildbeschreibung.

  • Die Spezialisierung im Sprachgebrauch der Kunstwissenschaft ist den antiken Rhetorikern und Autoren noch fremd, ihnen konnte alles Gegenstand einer Ekphrase sein (z..B. Personen, Orte, Ereignisse, Gegenstände).

--> Kunst- und Architekturbeschreibungen des Mittelalters mit ihren antiken Vor-Bildern


  • Der Grad der Anschaulichkeit unterscheidet die Ekphrasis dabei vom sachlichen Bericht.

  • Es handelt sich um eine literarische Visualisierungsstrategie: Die Ekphrase versucht, den „Zuhörer zum Zuschauer zu machen“ (so Nikolaus von Myra) und eine quasi synästetische, ganzheitliche Erfahrung zu suggerieren. Sie steht damit im Spannungsfeld zwischen Betrachtung und Ästethik.

  • Für die Moderne setzt sich dennoch weitgehend die Bestimmung der Ekphrasis als Kunstbeschreibung durch. Dabei wird häufig mehr das Dargestellte (die Bildhandlung) veranschaulicht als die Wirkung oder die Wahrnehmung. Dies hängt mit der Betonung der storia („Erzählung“) als herausragender bildnerischer Qualität seit Leon Battista Alberti zusammen.

  • Diese Betonung der narrativen Handlung muss jedoch mit der zunehmenden Lösung der bildenden Kunst von narrativen und repräsentativen Aufgaben (vgl. abstrakte Malerei) in Frage gestellt werden. Vor dem Hintergrund des Verständnisses als Kunstbeschreibung ist auch die Definition der Ekphrasis als verbal representation of visual representation (James A. Heffernan), also der Ekphrasis als doppelter Vermittlung des Realen, als Abbildung des Abgebildeten, zu verstehen (die Beschreibung eines Blumenstraußes ist keine Ekphrasis, wohl aber die Beschreibung des Bildes eines Blumenstraußes).

  • Ekphraseis kommen als eigene Gattung oder als Bestandteil narrativer Texte vor. In letzteren dienen sie unter anderem zur emotionalen Beteiligung der Leser/Hörer, als Parallelerzählung, intratextuelles Fenster oder zur Überbrückung von Ort und Zeit.

  • Die Ekphrasis ist so alt wie die abendländische Dichtung. Angefangen vom Schild des Achilles in Homers "Ilias", finden sich sprachliche Darstellungen von Gemälden, Skulpturen und anderen visuellen Medien in allen Epochen der Literaturgeschichte.

  • Die Ekphrasis verwandelt den Leser in einen Bildbetrachter, der doch nur Worte vor Augen hat, und führt ihn durch imaginäre Räume, die doch nur in seiner Vorstellung existieren.

  • vielseitige Funktionalisierbarkeit: dient als repräsentationstheoretische Reflexion, aber auch als Waffe im Wettstreit der Künste und als narratologisches Strukturelement.

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